Krebs
Therapie bringt Haut zum Blühen
NEW YORK. Eine zielgerichtete Krebstherapie ruft oft Nebenwirkungen an der Haut hervor, die die Patienten stark belasten. US-Forscher fordern, sie darüber aufzuklären und sie während der Therapie dermatologisch zu begleiten.
Um Krebspatienten belastende Nebenwirkungen zu ersparen, werden heute vielfach zielgerichtete Substanzen eingesetzt, die an ganz bestimmten Zellstrukturen ("Targets") angreifen. Gerade eine solche "Targeted Therapy" führt jedoch häufig zu Hautveränderungen, die von den Patienten als belastend empfunden werden.
Wissenschaftler aus New York hatten 283 Krebspatienten mit dem Skindex-16 befragt, einem Fragebogen zur Lebensqualität bei Hautproblemen. Darin werden drei Bereiche abgedeckt: Symptome, emotionale Wahrnehmung und Funktion.
Auf der 96-Punkte-Skala stehen höhere Werte für schlechtere Lebensqualität. Wer mindestens eine Target-Substanz, etwa EGFR-Inhibitor oder monoklonalen Antikörper, erhielt, kam im Schnitt auf 42 Punkte.
Patienten unter konventioneller Therapie wie Chemo, Immunsuppression oder Bestrahlung erreichten "nur" 33 Punkte. Dieser Unterschied war vor allem auf den Subscore zu den "gefühlten Symptomen" zurückzuführen (50 gegenüber 38 Punkte).
Juckreiz macht zu schaffen
Für die anderen Bereiche waren die Abweichungen zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant, berichten Dr. Alyx C. Rosen vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York und sein Team.
Im Schnitt hatten die Patienten unter zielgerichteter Therapie deutlich mehr dermatologische Nebenwirkungen. Vor allem machten ihnen papulopustulöse Exantheme und Juckreiz zu schaffen.
Unter diesen beiden Hauterscheinungen litten insgesamt 36 bzw. 24% der Patienten, zu 99 bzw. 85% waren Patienten mit "Targeted Therapy" betroffen. Und diese beiden Nebenwirkungen hatten auch als einzige Einfluss auf alle drei Subscores: Emotionen, Symptome und Funktion.
Weitere häufige Hautprobleme waren (in beiden Gruppen) die Xerodermie (41,3%) und das Hand-Fuß-Syndrom (17%), gefolgt von Alopezie, Nagel- und Schleimhautveränderungen sowie Fissuren. Der mittlere Skindex-Wert bei den Patienten mit papulopustulösem Ekzem lag bei 54. Damit war der "Störwert" um zehn Punkte höher als bei der Akne vulgaris.
Lebensqualität leidet
Insgesamt verschlechterte sich die Lebensqualität laut Skindex-Score erwartungsgemäß mit der Zahl der dermatologischen Diagnosen; auch dies schlug in der Gruppe mit zielgerichteter Therapie mit Abstand am deutlichsten zu Buche.
75% der Patienten mit "Targeted Therapy" und etwa 52% der Patienten mit konventioneller Therapie plagten sich mit mindestens zwei, 18% bzw. 2% sogar mit vier oder mehr verschiedenen kutanen Nebenwirkungen.
Die Forscher erklären die Schadwirkung der "Targeted Therapy" auf die Haut so: Mit der Blockade beispielsweise des EGFR-Signalpfads kommt es zu übermäßigem Wachstum und Differenzierung von Keratinozyten, und zwar nicht nur in der Epidermis, sondern auch in Haarfollikeln und rund um die Nägel.
Mit Hauterscheinungen als Nebenwirkung einer Krebstherapie rechnen viele Patienten nicht, mahnen Rosen und Kollegen. Stärker als alle anderen toxischen Therapieeffekte beeinflussen sie die subjektive Lebensqualität, so die Forscher weiter.
Für den behandelnden Arzt sei es daher wichtig, die Patienten über mögliche kutane Nebenwirkungen zu informieren und diese auch, soweit möglich, bei der Therapiewahl zu berücksichtigen. (Am J Clin Dermatol 2013; online 27. April) (eo)