Kommentar – Grippeimpfung

Überzeugungstäter gefragt

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Neun Millionen Arztbesuche, die durch Influenza bedingt waren; zwei Millionen Arztbesuche mehr als selbst in den Grippewintern 2012/13 und 2014/15. Die aktuell vom Robert Koch-Institut vorgelegten Zahlen zur Grippesaison 2017/18 machen nochmals deutlich, welcher Belastungsprobe vor allem Hausarztpraxen, aber auch Intensivstationen in den Krankenhäusern, im Winter ausgesetzt waren.

Praxen und auch Kliniken arbeiteten über Wochen jenseits der Kapazitätsgrenze. Hinzu kam, dass viele Mitarbeiter selbst durch Influenza ausfielen. Richtig ist daher, dass RKI-Präsident Lothar H. Wieler den Finger in die Wunde legt und eine bessere Nutzung der Schutzmöglichkeiten anmahnt. Denn nach wie vor sind die Impfraten bei Ärzten und Mitarbeitern teilweise erschreckend niedrig.

Wenn die Influenza-Impfstoffe jetzt in die Praxis kommen, gilt's daher: Es liegt dann an jedem Praxischef, in der Teamsitzung die eigenen Mitarbeiter zu überzeugen. Und wer selbst geimpft ist, kann auch die Patienten leichter zur Impfung bewegen.

Lesen Sie dazu auch: RKI mahnt bessere Impfraten an: Schwerste Grippewelle seit 2001

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Kommentare
Dr.med. Henning Fischer 17.09.201810:20 Uhr

merkwürdigerweise rollen auch bei diesem Skandal wieder mal keine Köpfe


im deutschen Gesundheitswesen scheint jede Schweinerei möglich, wenn sie nur Geld spart.

Dr. Thomas Georg Schätzler 16.09.201821:24 Uhr

Ärztinnen und Ärzte, aber auch unsere Patientinnen und Patienten mussten die Influenza-Welle ausbaden!

Die vom Robert Koch-Institut (RKI) vorgelegten Zahlen zur Grippesaison 2017/18 belegen für Deutschland einen infektionsepidemiologischen Skandal und eine organisierte Schlamperei von RKI, STIKO und G-BA ersten Ranges.

Da klingt es wie Hohn, wenn RKI-Präsident und Kollege Prof. Dr. med. Lothar H. Wieler eine bessere Nutzung der Schutzmöglichkeiten anmahnt. Denn nach wie vor seien die Impfraten bei Ärzten und Mitarbeitern zu niedrig???

Ausgerechnet mit dem offiziell empfohlenen 3-fach-Influenza-Billig-Impfstoff der Gesetzlichen Krankenkassen der GKV und des G-BA hatte man uns abspeisen wollen, mit teilweise erschreckend niedrigen Schutzwirkungen bei durchschnittlich 17 Prozent?

Dabei hatte die WHO bereits am 21.2.2013 neben dem 3-fach-Impfstoff unter anderem auch eine 4-fach-Vakzine empfohlen hat: "Recommended composition of influenza virus vaccines for use in the 2013-14 northern hemisphere influenza season - 21 February 2013 - It is recommended that trivalent vaccines for use in the 2013-14 influenza season (northern hemisphere winter) contain the following:
an A/California/7/2009 (H1N1)pdm09-like virusa;
an A(H3N2) virus antigenically like the cell-propagated prototype virus A/Victoria/361/2011b*;
a B/Massachusetts/2/2012-like virus.
It is recommended that quadrivalent vaccines containing two influenza B viruses contain the above three viruses and a B/Brisbane/60/2008-like virusc.
a A/Christchurch/16/2010 is an A/California/7/2009-like virus;
b A/Texas/50/2012 is an A(H3N2) virus antigenically like the cell-propagated prototype virus A/Victoria/361/2011;
c B/Brisbane/33/2008 is a B/Brisbane/60/2008-like virus."
http://www.who.int/influenza/vaccines/virus/recommendations/2013_14_north/en/

Entsprechende Empfehlungen gab es für die Influenza-Saison 2014/2015
http://www.who.int/influenza/vaccines/virus/recommendations/2014_15_north/en/
und für 2015/2016
http://www.who.int/influenza/vaccines/virus/recommendations/2015_16_north/en/
bzw. für 2016/2017:
"Recommended composition of influenza virus vaccines for use in the 2016-2017 northern hemisphere influenza season
25 February 2016
It is recommended that trivalent vaccines for use in the 2016-2017 influenza season (northern hemisphere winter) contain the following:
an A/California/7/2009 (H1N1)pdm09-like virus;
an A/Hong Kong/4801/2014 (H3N2)-like virus;
a B/Brisbane/60/2008-like virus.
It is recommended that quadrivalent vaccines containing two influenza B viruses contain the above three viruses and a B/Phuket/3073/2013-like virus."
http://www.who.int/influenza/vaccines/virus/recommendations/2016_17_north/en/

Der Jurist Prof. Josef Hecken, angeblich unparteiischer und ebenso Infektiologie- wie Impfserologie-unerfahrener G-BA-Vorsitzender, stahl sich aus der Verantwortung. Er kritisierte die Debatte um die G-BA-Empfehlung. „Viele haben sich gemüßigt gefühlt, oft auch in völliger Rechts­unkenntnis, über den Sachverhalt zu urteilen. Wer sich da beteiligt hat, hat sich oft auch selbst diskreditiert“, unter aerzteblatt.de im G-BA-Plenum.
Man habe die Entscheidung auch nicht vor vier Wochen treffen können, da zu dem Zeitpunkt die „Rezeptur der WHO noch gar nicht da war“, so Hecken völlig unzutreffend. Ihn ärgere, dass in diesem Jahr auf Wunsch der Pharmaunternehmen die STIKO-Empfehlung deutlich früher getroffen wurde, damit Unternehmen genügend Zeit zur Produktion erhalten. Auch der G-BA habe in den vergangenen Jahren eher unbemerkt erst im Mai über den Impfstoff in der folgenden Saison entschieden. „Wir haben die Vorlaufzeit verlängert, dafür haben wir dann die Dresche bekommen.“ Er führt das auch auf die „närrische Zeit in der Politik“ zurück, „in der es keine Bundesregierung gab. Dies ist ja nun vorbei und die Welt wieder in Ordnung“, fügte er hinzu.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/92262/Influenza-Krankenkassen-bezahlen-ab-Herbst-Vierfac

Hauke Gerlof 13.09.201809:31 Uhr

Die Krankenkassen haben den "schwarzen Peter" gezogen, nicht die Ärzte

Zum Kommentar erreichte uns die folgende Leserzuschrift:

Es ist ja schön, was da Professor Wiehler schreibt. Wir Allgemeinärzte impfen gerne, aber wenn die Kassen vorschreiben, bei GKV-Versicherten den 3-fach-Impfstoff statt 4-fach-Impfstoff zu verwenden, um Kosten zu sparen, ist das ein Hohn. Erst im Januar 18 kam die Empfehlung den 4-fach-Impfstoff bei bisher! Ungeimpften zu verwenden. Da war das Kind schon in den Brunnen gefallen. Die Krankenkassen haben den „schwarzen Peter“ gezogen, nicht die Ärzte an der Basis.

Dr. Anschütz-Kröck, Mainz, Allgemeinärztin




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