Neuer Biomarker entdeckt

Vierpunktmutation könnte Hinweis auf Verlauf einer Hepatitis-B-Infektion geben

Hessische Forscher haben einen Biomarker identifiziert, der den klinischen Verlauf einer Hepatitis-B-Infektion vorhersagen könnte.

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Hepatitis-B-Viren: Wie sollte bei Patienten mit einer chronischen Hepatitis B vorgegangen werden? Eine Vierpunktmutation könnte bei der Entscheidung helfen.

Hepatitis-B-Viren: Wie sollte bei Patienten mit einer chronischen Hepatitis B vorgegangen werden? Eine Vierpunktmutation könnte bei der Entscheidung helfen.

© Luk Cox / stock.adobe.com

Langen. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Kooperationsprojekt zwischen dem Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Paul-Ehrlich-Institut haben Forscher vier benachbarte Punktmutationen (Vierpunktmutation) im Genom des Hepatitis-B-Virus identifiziert, die in der untersuchten Kohorte mit einer sehr guten Prognose für den klinischen Verlauf der chronischen Hepatitis-B-Infektion assoziiert waren (JCI Insight 2020; online 15. Oktober).

Diese Vierpunktmutation könnte als Biomarker für die Einordnung der Erkrankung und als Hilfestellung für das weitere therapeutische Vorgehen bei Patienten mit einer Hepatitis-B-Infektion dienen, teilt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mit.

Zu den etablierten Biomarkern gehören ja die Viruslast oder die Bestimmung der Menge des Oberflächenantigens des Virus im Blut. Inzwischen wurden aber weitere Biomarker-Kandidaten ausgemacht, bei denen es sich teilweise um ein oder mehrere (benachbarte) Punktmutationen im Virusgenom handelt, so das PEI.

Sie hätten aber bisher nicht Einzug in den klinischen Alltag gehalten. Darunter sind Genpolymorphismen und Mutationen wie etwa die Doppelmutation A1762T/G1764A (BCP-Doppelpunktmutation), die häufigste Mutation im basalen Kernpromoter (BCP, basal core promoter), die in einigen Studien mit Krankheitsverlauf und Therapieansprechen assoziiert wurde.

Serumproben von 560 inaktiven HBV-Trägern untersucht

Forscher um Dr. Kai-Henrik Peiffer, Oberarzt der Medizinischen Klinik 1 des Uniklinikums Frankfurt, Professor Stefan Zeuzem, Direktor der Medizinischen Klink 1 des Uniklinikums Frankfurt, und Professor Eberhard Hildt, Leiter der Abteilung Virologie des Paul-Ehrlich-Instituts, haben nun bestimmte Regionen des Hepatitis-B-Virusgenoms in Serumproben von 560 inaktiven HBV-Trägern in Europa sequenziert.

Inaktive HBV-Träger tragen zwar das Virus, zeigen aber keine Zeichen einer Hepatitis oder relevanten Leberschädigung. In Blutproben dieser Patienten identifizierten die Forscher erstmalig eine offenbar weit verbreitete und prognostisch relevante Vierpunktmutation (GCAC1809-1812TTCT) – vier Punktmutationen benachbarter Nukleinbasen – in einem bestimmten Virusgenombereich (Kozak-Sequenz), heißt es in der Mitteilung des PEI.

Diese Mutation fand sich in 42 Prozent der Proben und war eng assoziiert sowohl mit der BCP-Doppelpunktmutation als auch mit niedrigen Spiegeln der HBV-DNA im Blut. In-vitro-Untersuchungen bestätigten diesen positiven Zusammenhang. Darüber hinaus fand sich bei keinem von 125 Patienten mit einer HBV-bedingten Leberzirrhose diese Vierpunktmutation, so das PEI.

Vierpunktmutation mit inaktivem Trägerstatus assoziiert

Aus diesen und weiteren Analysen folgerte das Forscherteam, dass es eine enge Assoziation zwischen der Vierpunktmutation und einem inaktiven Trägerstatus (nicht aktive Hepatitis-B-Infektion) gibt. Für die beschriebene BCP-Doppelpunktmutation wurde dagegen eine starke Korrelation mit dem Auftreten einer Leberzirrhose festgestellt, allerdings nur beim Fehlen der Vierpunktmutation.

Die Vierpunktmutation liegt demnach häufig bei inaktiven HBV-Trägern vor und scheint die BCP-Doppelpunktmutation, die mit schlechterer Prognose einhergeht, zu kompensieren. „Unsere Daten weisen darauf hin, dass die von uns beschriebene Vierpunktmutation ein zuverlässiger Biomarker für die Prognose eines günstigen klinischen Verlaufs einer Hepatitis-B-Infektion sein könnte“, wird Peiffer in der Mitteilung zitiert. (eb/ikr)

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