Welt-Nichtrauchertag: Keine neuen Kunden für die Tabakindustrie!
Wer wirtschaftlich wachsen will, muss mehr verkaufen, also Wettbewerber verdrängen oder neue Kunden hinzugewinnen. Die Tabakindustrie setzt auf Neukunden und zielt mit ihren Marketingstrategien besonders auf Frauen sowie auf Mädchen und Jungen. Der Welt-Nichtrauchertag macht dies zum Thema.
Veröffentlicht:Die Tabakhersteller brauchen ständig neue Kunden. Denn jeder zweite Raucher stirbt langfristig an den Folgen seiner Sucht. Marketing und Werbung für Zigaretten zielen daher besonders auf Frauen sowie auf Mädchen und Jungen. Die Unternehmen wissen: Je früher junge Menschen mit dem Rauchen anfangen, desto schwerer kommen sie davon los. Das deutsche Motto zum von der WHO initiierten Welt-Nichtrauchertag lautet daher "Die Marketing-Strategien der Tabakindustrie".
Mit dem diesjährigen Plakatmotiv zum Welt-Nichtrauchertag machen die Deutsche Krebshilfe und das Aktionsbündnis Nichtrauchen darauf aufmerksam, dass das Tabakmarketing auch auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zielt. Trotz Gesetzen und Selbstverpflichtungserklärungen werden Mädchen und Jungen ständig mit Tabakwerbung konfrontiert - zum Beispiel auf dem Schulweg durch bunte Zigarettenautomaten, Werbeplakate an Bushaltestellen und auf Großflächen, durch Sponsoring sowie durch geschickt platzierte Schleichwerbung in Fernsehen und Kino, teilen die beiden Organisationen mit.
Dass diese Werbe- und Marketingstrategie aufgeht, hat etwa eine Studie der DAK und des Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel ergeben. Dazu beobachteten Forscher das Verhalten von etwa 3400 Schülern im Alter zwischen 10 und 17 Jahren. Sie legten den Kindern und Jugendlichen Werbung von sechs Zigarettenmarken und acht anderen Produkten (zum Beispiel Süßigkeiten und Mobilfunk) vor - ohne erkennbare Marke. Die Schüler sollten berichten, wie oft ihnen eine Werbung bereits begegnet ist, und ob sie sich an den Markennamen erinnern.
Das Ergebnis: Je besser die Schüler Zigarettenwerbung wiedererkannten und den Markennamen nennen konnten, desto weniger waren sie dem Rauchen abgeneigt. In der Gruppe mit hohem Werbekontakt hatten doppelt so viele Schüler schon einmal geraucht wie in der Gruppe mit niedrigem Werbekontakt. Die Zahl der aktuellen Raucher lag in der ersten Gruppe sogar dreimal so hoch. Schüler, die zwar noch nie geraucht, aber schon viel Zigarettenwerbung gesehen hatten, würden bei Gelegenheit eher einmal probieren wollen als Schüler mit geringem Werbekontakt, so die Interpretation der DAK.
Eine einfache und effektive Form der Suchtprävention sind Rauchverbote, belegt eine US-Studie mit fast 4000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Vier Jahre nach Studienbeginn waren 9,3 Prozent der Teilnehmer Raucher geworden (Arch Ped Adol Med 162, 2008, 477). In Städten mit strengen Rauchverboten in Gaststätten war die Wahrscheinlichkeit, Raucher zu werden, jedoch 40 Prozent geringer als in Orten ohne Verbote.
Interventions-Programme sind im Vergleich zu Rauchverboten deutlich weniger effektiv, ergab ebenfalls eine Studie mit 10 000 Schülern im Alter von 12 bis 13 Jahren (Lancet 371, 2008, 1595). Die Wahrscheinlichkeit, Raucher zu werden, war in der Interventionsgruppe um 25 Prozent geringer als in der Kontrollgruppe.
Wichtig zu wissen: Eine vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung publizierte Studie belegt, dass die Umsatzeinbußen in der Gastronomie deutlich schwächer ausfielen als von den Gastwirten zunächst befürchtet.
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