Tiere erkennen organische Verbindungen

Wenn Hunde Corona erschnüffeln

Trainierte Spürhunde können eine Infektion mit SARS-CoV-2 von 15 anderen viralen Atemwegsinfektionen mit hoher Spezifität unterscheiden, so eine Studie.

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Spürnase: Hunde haben der Studie zufolge ein großes Potenzial bei der Bekämpfung der Pandemie.

Spürnase: Hunde haben der Studie zufolge ein großes Potenzial bei der Bekämpfung der Pandemie.

© K_Thalhofer / Getty Images / iStock

Hannover. Hunde könnten zuverlässig und schnell dabei helfen, SARS-CoV-2 infizierte Personen zu erkennen: Nach Studiendaten unterscheiden die Tiere den Geruch bei SARS-CoV-2-Infektion vom Geruch bei 15 anderen viralen Atemwegserregern, berichtet ein Team um Nele Alexandra ten Hagen von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die Hunde riechen dabei nicht die Viren, sondern flüchtige organische Verbindungen aus Stoffwechselvorgängen, die bei der Infektion entstehen (Front Med 2021; online 18 November).

In der Studie setzten die Forscherinnen und Forscher zwölf Spürhunde ein, die per Speichelproben darauf trainiert waren, Proben von SARS-CoV-2-Infizierten zu erkennen. Zu den anderen viralen Erregern gehörten Influenza A und B, das humane Respiratorische Synzytialvirus, das Metapneumovirus, das humane Parainfluenzavirus Typ 1 und 3, das Rhinovirus, das Adenovirus und mehrere humane Coronaviren, darunter SARS-CoV-1 und MERS-CoV, wie die MHH in einer Mitteilung berichtet.

Drei Szenarien untersucht

Für die Studie entwarf das Team drei Testszenarien: Im ersten Szenario sollten die Spürhunde inaktivierte Speichelproben von SARS-CoV-2 Infizierten erkennen. Hier lag die mittlere Sensitivität (also das Erkennen positiver Proben) bei 73,8 Prozent und die Spezifität (das Erkennen negativer Proben) bei 95,1 Prozent.

Für das zweite Szenario verwendeten ten Hagen und ihre Kolleginnen und Kollegen Zellkulturen. Die Hunde hatten sie zuvor ebenfalls mit inaktivierten Speichelproben von SARS-CoV-2-Infizierten trainiert. Auch in diesem Testszenario waren die Spürhunde in der Lage, zwischen verschiedenen Atemwegsviren zu unterscheiden, schnitten aber schlechter ab als im ersten Testszenario (Sensitivität 61,2 Prozent, Spezifität 90,9 Prozent).

Für das letzte Szenario trainierte das Team die Hunde mit inaktiviertem Zellkulturmaterial von SARS-CoV-2. Die Hunde zeigten ähnliche Leistungen wie im ersten Szenario bei der Unterscheidung von SARS-CoV-2 und anderen viralen Erregern (Sensitivität 75,8 Prozent, Spezifität 90,2 Prozent). Auch bei den Zellkulturen rochen die Hunde also offenbar die flüchtigen organischen Stoffe. Die Zellkulturen bestanden aus humanen Zellen, zu denen die unterschiedlichen Erreger hinzugegeben wurden.

„Geruchserkennung von Hunden empfindlicher als Geräte“

„Diese Studie ist ein weiterer Beweis für das Potenzial, das Spürhunde bei der Bekämpfung der Pandemie haben könnten. Es ist schwer vorstellbar, aber die Geruchserkennung von Hunden ist um drei Größenordnungen empfindlicher als die derzeit verfügbaren Geräte“, wird Studienautorin Dr. Esther Schalke in der Mitteilung der MHH zitiert.

Letztautor Professor Holger Volk fügt hinzu: „Es ist bekannt, dass infektiöse Atemwegserkrankungen spezifische flüchtige organische Verbindungen freisetzen können, und diese Studie zeigt, dass Hunde diese einzigartigen Muster flüchtiger organischer Verbindungen von SARS-CoV-2 erkennen .“ (eb)

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