Corona-Auswirkungen

Berliner Onkologe: Krebsbehandlungen wegen Pandemie nicht aufschieben!

Die Angst vor Corona darf die Behandlung von Krebserkrankungen nicht verzögern oder gar verhindern, warnt der Chefarzt für Onkologie im Berliner Klinikum Buch. Daten aus dem ersten Lockdown zeichneten eine bedenkliche Tendenz.

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Berlin. Krebspatienten jeden Alters sollten trotz der Pandemie nicht auf ihre Diagnose oder Therapie warten, meint Dr. Peter Reichardt, Chefarzt für Onkologie und Palliativmedizin im Helios Klinikum Buch. Er ist der Autor einer Helios-Studie, deren Ergebnisse aufzeigen, dass im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 und in der Anschlusszeit zwischen 10 und 20 Prozent weniger Krebsbehandlungen durchgeführt wurden. Speziell bei Patienten, die älter als 75 Jahre waren, wurden im Durchschnitt 20 Prozent weniger Behandlungen gemessen.

„Dies ist besonders bedenklich, weil wir davon ausgehen müssen, dass durch nicht zeitgerecht eingeleitete Untersuchungen und Behandlungen gravierende Nachteile für Patienten entstehen“, sagt Reichardt. Denn bei Krebs sei eine frühestmögliche Therapie entscheidend, um die Überlebenschancen so hoch wie möglich zu halten. Auch wenn die genauen Gründe für den Rückgang zunächst weiter untersucht werden müssten, sei davon auszugehen, dass viele Patienten aus Sorge vor einer COVID-19-Infektion keine Arztpraxis besucht haben.

Krebs erfordert immer unmittelbare Maßnahmen

Der Onkologe appelliert deshalb, dass sowohl der diagnostische als auch der therapeutische Verlauf einer Krebsbehandlung in vollem Umfang möglich sein muss – und das im stationären sowie ambulanten Bereich. Im Lockdown werden nicht dringende und planbare, also „elektive“ Maßnahmen verschoben. „Aber Krebsbehandlungen jeglicher Art gehören nicht dazu! Diese erfordern immer unmittelbare Maßnahmen, um Überlebenschancen zu erhöhen“, mahnt Reichardt.

Krebspatienten seien nicht automatisch gefährdeter, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, so der Onkologe. Das individuelle Risiko hänge von der Art der Erkrankung, der laufenden Therapie sowie anderen Faktoren ab. (mas)

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