Länger infektiös als angenommen?
COVID-19-Patienten können lange nach Genesung noch Virus freisetzen
Bei COVID-19-Patienten, die als geheilt gelten, lässt sich mitunter noch Wochen später Virus-RNA im Nasopharynx- oder Analabstrich nachweisen.
Veröffentlicht:Changsha. Chinesische Ärzte bestätigen Hinweise auf eine Persistenz von SARS-CoV-2 bei Patienten, die als genesen gelten. Auslöser für die Studie waren zwei COVID-19-Patienten, die nach ihrer Entlassung aus einem Krankenhaus in Loudi wegen COVID-19-Symptomen wieder aufgenommen und per RT-PCR abermals positiv auf das Virus getestet wurden.
Die Ärzte untersuchten daraufhin 58 weitere als gesund entlassene Patienten auf Virus-RNA im Nasopharynx- und Analabstrich – und wurden bei acht Patienten fündig. Bei einem der Patienten lag die offizielle Genesung da schon 24 Tage zurück (JAMA Network Open 2020; online 22. Mai).
Zweimal negativer PCR-Test
Alle Patienten waren zunächst aus dem Krankenhaus entlassen worden, weil sie keine Symptome oder radiologischen Befunde mehr hatten und zweimal PCR-negativ getestet worden waren. Dass die Genesenen sich zu Hause erneut angesteckt haben, wie dies bei früheren Fällen anfänglich vermutet worden war, schließen die Ärzte aus, da die Patienten sich zunächst weiter isolieren sollten und es lokal nur sehr wenige COVID-19-Fälle gab.
Von insgesamt zehn der 60 nachuntersuchten Patienten mit positiver PCR hatten fünf einen positiven Nasopharynx- und sechs einen positiven Analabstrich, bei einem Patienten war das Virus in beiden Abstrichen nachweisbar.
Acht Patienten waren zur Zeit des erneuten Virusnachweises symptomfrei, zwei Patienten im Alter über 70 und mit erheblicher Komorbidität hatten Husten. Einer der beiden mit Virusnachweis im Nasenrachenraum und im Gastrointestinaltrakt könnte nach den Ergebnissen der PCR ab Krankheitsausbruch 56 Tage lang das Virus freigesetzt haben.
Konsequenzen für Entlassmanagement?
Ein anderer positiv getesteter Patient hatte nach seiner Genesung Plasma gespendet. Weil die mit der Plasmaspende befassten Ärzte und Pflegenden dabei keine ausreichende Schutzkleidung getragen hatten, wurden sie nachträglich in Quarantäne geschickt, sie blieben aber alle PCR-negativ. Die Studienautoren um Jinru Wu von der Universität in Changsha plädieren aufgrund der Befunde jedoch dafür, diese Praxis zu ändern und zukünftig auch vor der Abnahme von Rekonvaleszentenplasma die übliche Schutzkleidung anzulegen.
Ob die Ergebnisse darüber hinaus Konsequenzen für das Management von als gesund entlassenen COVID-19-Patienten haben, können die Ärzte noch nicht beantworten. Hierzu sind Studien nötig, die nicht nur größer sind, sondern vor allem auch untersuchen, ob die nachgewiesenen Viren noch infektiös sind. In Stuhlproben sind den Ärzten um Wu zufolge bisher keine infektiösen Viren nachgewiesen worden.