Wirtschaftliche Schwierigkeiten
Defizite wurden immer größer: Klinikum Merzig muss unter Schutzschild
Paukenschlag in der saarländischen Krankenhauslandschaft: Überraschend hat das SHG-Klinikum Merzig Insolvenz angemeldet. Der Betrieb soll aber im Schutzschirmverfahren weiter gehen.
Veröffentlicht:Merzig. Die stationäre Versorgung im nördlichen Saarland steht seit Jahren unter Druck. Erst machten die Marienhaus-Kliniken in Wadern und Losheim dicht, nun musste der SHG-Konzern für das Klinikum Merzig Insolvenz anmelden. Wenige Stunden nach dem Antrag beim zuständigen Amtsgericht Saarbrücken – Sulzbach informierte die Geschäftsführung am Dienstagnachmittag die Belegschaft. Dabei wurde versichert, dass das Haus im Rahmen eines Schutzschirmverfahrens weitergeführt werde und den Mitarbeitern keine wirtschaftlichen Nachteile entstünden.
Die Klinik war in den 90er-Jahren neu gebaut und vom Landkreis der Saarland-Heilstätten-GmbH (SHG) übertragen worden. Es ist inzwischen das einzige Akutkrankenhaus im Landkreis Merzig-Wadern. Im Krankenhausplan wurden ihr 347 Betten und 66 teilstationäre Plätze zugewiesen. Die SHG ist eine gemeinnützige Gesellschaft in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft, die mehrere Krankenhäuser und Einrichtungen betreibt. Beteiligt sind unter anderem die Deutsche Rentenversicherung und der Regionalverband Saarbrücken. Von der Insolvenz ist jedoch nur das Klinikum in Merzig betroffen.
Dessen Geschäftsführer Bernd Mege versicherte, dass das Haus bei laufendem Klinikbetrieb umfassend saniert und wirtschaftlich langfristig stabilisiert werden solle. Eine nachhaltige Lösung sei aber aus eigener Kraft und ohne externe Unterstützung nicht möglich. Deshalb werde das Schutzschirmverfahren von der Frankfurter Anwaltskanzlei Jens Lieser begleitet, die sich auf Restrukturierungen spezialisiert hat.
Pandemie, steigende Energiekosten und fehlendes Personal haben der Klinik zugesetzt
Lieser gab sich in einem Interview mit dem Saarländischen Rundfunk „sehr optimistisch“. Als Gründe für die den Mitarbeitern „seit Jahren“ bekannten finanziellen Schwierigkeiten nannte Lieser wie auch die SHG selbst die Pandemie, die Kostensteigerungen etwa bei Energie in Folge des Ukraine-Kriegs und die Inflation, die auch zu höheren Lohnkosten geführt habe. Das saarländische Gesundheitsministerium führte in seiner ersten Stellungnahme noch zwei weitere Ursachen an, nämlich fehlendes Personal und „sinkende Erlöse aufgrund niedriger Auslastung“.
Minister Magnus Jung bezeichnete das Krankenhaus zugleich als „bedarfsnotwendig für die Versorgung der Bevölkerung“ in dem Landkreis. Der SHG Merzig und ihrer Muttergesellschaft wies er eine „große Verantwortung“ zu. Zwar ließ Jung noch offen, wie sich das Land in den Sanierungsprozess konkret einbringen werde, doch wies er darauf hin, dass durch eine unlängst beschlossene Erhöhung der Investitionsförderung für die Kliniken um 50 Millionen Euro im nächsten Doppelhaushalt zusätzliche Spielräume geschaffen worden seien. Außerdem müsse sich der Landkreis aktiv einbringen, forderte der SPD-Politiker. Zudem appellierte er erneut an den Bund, „im Vorfeld der Krankenhausreform schnell zusätzliche Mittel zur Betriebskostenfinanzierung“ der Kliniken zur Verfügung zu stellen.