Rot-grün-rote Regierung

Koalitionsvertrag für Berlin: Kliniken stärken, Praxen verteilen

Mehr Investitionsmittel für Krankenhäuser, mehr Mitsprache des Landes im Zulassungsausschuss und Kooperationen von Praxen und Sozialarbeitern: Das sind drei der Vorhaben im rot-grün-roten Koalitionsvertrag für Berlin.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Bettina Jarasch (Spitzenkandidatin der Grünen), Franziska Giffey (Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin der SPD), und Klaus Lederer (Spitzenkandidat Die Linke, v.l.) präsentieren am Montag das Ergebnis ihrer Verhandlungen.

Koalitionsvertrag für Berlin: Bettina Jarasch (Spitzenkandidatin der Grünen), Franziska Giffey (Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin der SPD), und Klaus Lederer (Spitzenkandidat Die Linke, v.l.) präsentieren am Montag das Ergebnis ihrer Verhandlungen.

© Carsten Koall / dpa

Berlin. Das Gesundheitsressort soll im künftigen Berliner Senat von der SPD zu den Grünen wechseln. Wer allerdings diesen Posten übernehmen wird, ist noch nicht klar.

Alle Parteien befinden sich für die sie vorgesehenen „Ministerien“ noch in der Entscheidungsfindung und wollen erst vor der Senatsbildung am 21. Dezember die Personalien bekannt geben. Zuvor müssen SPD, Grüne und Linke die Zustimmung ihrer Mitglieder zum Koalitionsvertrag einholen. Regierende Bürgermeisterin wird Franziska Giffey (SPD).

152 Seiten umfasst der Koalitionsvertrag, neun davon befassen sich mit den Themen Gesundheit und Pflege. Grünen-Fraktionschefin Bettina Jarasch, deren Partei auch den oder die Finanz- und Umweltsenator/-in stellen wird, begründete die Übernahme des Gesundheitsressorts mit der Bedeutung, die das Thema für alle Menschen habe.

Kliniken sollen Investitionen in den Klimaschutz tätigen

Als einen der wichtigsten Punkte nannte sie die Stärkung der Krankenhäuser. Hier sieht der Koalitionsvertrag vor, dass „das Gesamtfördermittelvolumen für alle im Krankenhausplan aufgenommen Krankenhäuser“ angehoben wird. Unter anderem sollen die Kliniken damit Investitionen in den Klimaschutz („Green Hospital“) finanzieren.

Des Weiteren, so Jarasch, sollen den Bürgern in der Hauptstadt „niedrigschwellige Angebote“ bei der Gesundheitsversorgung gemacht werden. Das will die Koalition dadurch erreichen, dass die niedergelassenen Ärzte besser in der Stadt – vor allem in den Osten – verteilt werden. „Das Land soll bei der Arbeit der Zulassungsausschüsse stärker beteiligt werden“, heißt es dazu im Koalitionsvertrag.

Um eine „integrierte Gesundheitsplanung“ zu verwirklichen, ist geplant, das Gemeinsame Landesgremien für sektorübergreifende Gesundheitsversorgung um die Bezirke und um Patientenvertreter als Mitglieder zu erweitern.

Landesprogramm für Stadtteil-Gesundheitszentren

Außerdem will die rot-grün-rote Regierung den Aufbau von Stadtteilgesundheitszentren, in denen neben medizinischen Behandlungen auch soziale Beratungen angeboten werden, fördern. Dazu soll ein Landesprogramm für integrierte Gesundheitszentren aufgelegt und entsprechende Vorhaben in den Bezirken „skaliert“ werden.

Als Vorbild dazu dienen der Koalition Projekte in dem Bezirk Lichtenberg, bei denen Sozialarbeiter Sprechstunden in Arztpraxen anbieten. Ebenso sollen Erfahrungen des von einem privaten Verein aufgebauten Gesundheitszentrums Neukölln in das Landesprogramm einfließen.

Lesen sie auch

Vorgenommen hat sich die künftige Koalition abermals, den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu stärken. So sollten „alle tariflichen Spielräume geprüft“, um Ärzte im ÖGD zu gewinnen oder zu halten. Medizin-Studenten sollen Famulaturen oder das Tertial im Praktischen Jahr in den Ämtern absolvieren können.

Gesundheitssenator bekommt einen neuen Steuerhebel

Organisatorisch soll das Landesamt für Gesundheit künftig überregionale gesamtstädtische Aufgaben anstelle der Bezirke übernehmen. Damit hätte dann der Gesundheitssenator direkt die Steuerung in der Hand.

Um das Ansehen der Pflege zu stärken und Menschen für den Beruf zu gewinnen, steht bei der neuen Regierung ebenso die Stärkung der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe im Vordergrund. Gelingen könnte das nach Ansicht der Koalition eventuell durch eine bezahlte Praxiszeit, eine Ausbildungsvergütung oder durch die Einrichtung eines Studiengangs Community Health Nurse.

Einsetzen will sich die Berliner Ampel im Bund ferner dafür, dass das Schulgeld flächendeckend abgeschafft wird. (juk)

Mehr zum Thema

Ausland

Ruanda erklärt Marburgvirus-Ausbruch für beendet

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025