Herzinsuffizienz
Neues Netzwerk am UKSH in Lübeck soll Versorgung verbessern
Mehr Videosprechstunden, Fallkonferenzen und Heart Failure Nurses sollen dazu beitragen, dass die ungleiche Versorgungsdichte zwischen Stadt und Land verringert wird.
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Hoffen auf eine bessere Versorgung von Herzinsuffizienz-Patienten: Stephan Ensminger, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie, Claudia Schmidtke vom Universitären Herzzentrums Lübeck, Gesundheitsstaatssekretär Oliver Grundei, Bettina Zippel-Schultz von der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke, Ingo Eitel, Leiter des Herzinsuffizienz-Netzwerks Nord, Christina Paitazoglou, Leiterin des Bereichs Herzinsuffizienz des Universitären Herzzentrums Lübeck und UKSH-Vorstandsmitglied Thomas Münte (v. l.).
© UKSH
Lübeck. Das Universitäre Herzzentrum Lübeck am UKSH hat das Herzinsuffizienz-Netzwerk Nord gegründet. Ziel ist es, die Versorgung von Patienten mit Herzschwäche zu optimieren, indem Arztpraxen, Kliniken und Reha-Einrichtungen vernetzter miteinander arbeiten.
Gelingen soll dies durch folgende Schritte:
- Vermehrte Angebote von Videosprechstunden für Erkrankte, die weite Wege zu Fachärzten haben.
- Betreuung durch Hausärzte und spezialisierte Herzinsuffizienz-Pflegekräfte ("Heart Failure Nurses"). Diese werden in die Schulung und Nachsorge der Patienten eingebunden und sollen die Betreuung zwischen den Facharztterminen gewährleisten.
- Engere Kooperation über gemeinsame Behandlungsstrukturen und digitale Kommunikationswege. Externe Ärztinnen und Ärzte können an Fallkonferenzen des Herzzentrums per Video teilnehmen und gemeinsame kardiologische Fortbildungen am Campus Lübeck nutzen.
Das Land Schleswig-Holstein unterstützt das Netzwerk mit einer halben Million Euro aus dem Versorgungssicherungsfonds, weil es eine bessere Versorgung insbesondere von Patienten im ländlichen Raum erwartet.
Ungleiche Versorgungsdichte in Stadt und Land
Herzinsuffizienz ist nach Angaben des UKSH häufigste Ursache für einen stationären Krankenhausaufenthalt in Deutschland. Mehr als 90 Prozent davon erfolgen als Notfallaufnahme, weil eine schleichende Verschlechterung der Erkrankung nicht erkannt wurde. Erschwert wird das rechtzeitige Erkennen nach Angaben von UKSH-Klinikdirektor Professor Ingo Eitel durch eine ungleiche Versorgungsdichte zwischen ländlichen und städtischen Regionen. Ein bestehendes Herzinsuffizienz-Netzwerk um das Universitäre Herzzentrum Lübeck wird nun zunächst auf Ostholstein ausgeweitet, weitere Landesteile in Schleswig-Holstein sollen folgen.
„Durch den Aufbau des Netzwerks hoffen wir, die Prognose vieler Patientinnen und Patienten zu verbessern und die Häufigkeit kardialer Dekompensationen, bei denen das geschwächte Herz die Belastungen nicht mehr ausgleichen kann, zu reduzieren“, sagte Eitel, der das Herzinsuffizienz-Netzwerk Nord leitet.
Weniger Klinikeinweisungen, bessere Überlebenschancen
Professor Claudia Schmidtke, Sprecherin des Universitären Herzzentrums Lübeck, sieht in dem Netzwerk eine Chance, auch digitale und KI-basierte Formate zu nutzen. „Patientinnen und Patienten werden von der engen Kooperation der Fachkräfte profitieren. Die Spezialbetreuung wird zu weniger Krankenhauseinweisungen und einem Überlebensvorteil führen“, kündigte die frühere Patientenbeauftragte der Bundesregierung an.
Die Standorte des UKSH in Kiel und Lübeck sind als einzige in Schleswig-Holstein von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie als überregionale Herzinsuffizienz-Kliniken zertifiziert. In der medizinischen Hochschulambulanz des Universitären Herzzentrums Lübeck werden nach eigenen Angaben jährlich rund 9.000 Patienten, davon rund 3.000 mit Herzinsuffizienz, versorgt. (di)