Gute Nachrichten des Jahres 2023
Positiver Jahresrückblick: Ärzte-Nachwuchs hinter den „Praxisvorhang“ blicken lassen
Beim Projekt „Bavarian Circle BACKSTAGE“ können junge Allgemeinmediziner, die eine Niederlassung in Erwägung ziehen, bei erfahrenen Kollegen hospitieren – aus unserer Serie zu guten Nachrichten im Jahr 2023.
Veröffentlicht:München. Während junge Allgemeinmediziner früher von der eigenen Praxis träumten, winken viele heute dankend ab und suchen sich lieber eine Anstellung. Gute Gründe dafür gibt es viele – die überbordende Bürokratie, die Angst vor Regressen, ausufernde Arbeitszeiten, die finanzielle Herausforderung oder die Last der Verantwortung etwa.
Verdenken kann man es dem Medizinernachwuchs also nicht, die flächendeckende hausärztliche Versorgung auf dem Land aber gerät zunehmend in Schieflage. Was also tun? Zum Beispiel junge Leute hinter den „Praxisvorhang“ schauen lassen und Ängste nehmen.
Der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) ermöglicht dies seit kurzem im Zuge des Projekts „Bavarian Circle BACKSTAGE“. Das Projekt wiederum baut auf dem dreitägigen Workshop-Wochenende „Bavarian Circle“ auf. Neben Theorie, Tipps und Erfahrungswerten rund um die Niederlassung haben die Teilnehmer bei Letzterem die Chance, sich zu vernetzen und auszutauschen.
Praxiserfahrung mit 1:1-Betreuung
Theoretisches Wissen an der Hand ist gut, die Praxiserfahrung mit 1:1-Betreuung aber vielleicht noch hilfreicher. Vor wenigen Wochen feierte das BACKSTAGE-Programm nun Premiere. Dr. Katharina Wittmann schaute der Kollegin Dr. Britta Amthor bei der täglichen Arbeit in einer Einzelpraxis in Landsberg am Lech über die Schulter. Noch ist Wittmann in einer Münchner Praxis angestellt, im Januar will sich die Mutter zweier Kinder dann in einer Einzelpraxis niederlassen.
Die Hospitation bei Dr. Amthor habe sie extrem beruhigt, erklärte die junge Ärztin gegenüber dem BHÄV, sie lerne am meisten, wenn sie sich Dinge direkt anschauen könne. Und warum engagiert sich Dr. Amthor? Die Angst vor der Niederlassung erfasse wohl jeden früher oder später, weiß die Schwäbin aus eigener Erfahrung, schließlich gehe es auch bei einer Praxisgründung um viel Geld.
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Um ein Angebot wie „Bavarian Circle BACKSTAGE“ zu stemmen, braucht es vor allem eines: Ärztinnen und Ärzte in Niederlassung, die sich – neben dem täglichen Praxiswahnsinn – auch noch ehrenamtlich die Zeit nehmen für den ärztlichen Nachwuchs; Ärztinnen und Ärzte, denen die Zukunft der medizinischen Versorgung im Land und vor allem ihrer Patienten nicht egal ist.
2024 Hospitationen in zehn Praxen möglich
2024 will der BHÄV das Projekt deutlich ausbauen. Zehn Praxen, gut verteilt über den ganzen Freistaat wollen dann jungen Kollegen in Anschluss an die „Bavarian Circle“-Kurse Hospitationen ermöglichen. Sämtliche Praxen, die der Verband angefragt habe, hätten zugesagt – und es gebe noch deutlich mehr Kollegen in Niederlassung, die sich bei Bedarf engagieren würden, heißt es von Seiten des BHÄV.
Das ist die eine gute Nachricht. Die andere ist: Das nächste „Bavarian Circle“-Wochenende des Bayerischen Hausärzteverbandes im März ist bereits ausgebucht. Es gibt sie also auch heute noch – junge Allgemeinmediziner, die von der eigenen Praxis träumen. (mic)