Pädiatrie
Schleswig-Holstein: Weiterbildung der Pädiater im Verbund wird verstetigt
Rund 458.000 Euro erhält der Weiterbildungsverbund Pädiatrie Schleswig-Holstein von der Landesregierung im Norden. Damit kann die Rotation zwischen Kliniken und Praxen ausgebaut werden.
Veröffentlicht:Lübeck. Ein Weiterbildungsverbund ermöglicht angehenden Pädiatern in Schleswig-Holstein seit einigen Jahren eine strukturierte Weiterbildung, die sie ohne zeitliche Brüche in Kliniken und Praxen absolvieren können. Um die Arbeit des Verbunds zu optimieren, erhielt dieser am Montag von Landesgesundheitsministerin Professor Kerstin von der Decken (CDU) einen Förderbescheid über rund 458.000 Euro aus dem Versorgungssicherungsfonds des Landes.
Die einen haben tradierte Vorstellungen von der Arbeit in Kinderarztpraxen und beklagen missverständliche Informationen bei den Einweisungen, die anderen fühlen sich von Informationen über die Weiterbehandlung abgeschnitten und erleben zum Teil arrogante Haltungen: Zwischen den Pädiatern in Kinderkliniken und Kinderarztpraxen gib es oft Missverständnisse und Vorurteile. Gut sind beide Seiten auch darin, sich wechselseitig Inkompetenz zuzuschreiben.
Alle Seiten profitieren vom Verbund
„Solche Haltungen bekommen Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung hautnah mit", gibt Dr. Irene Somm zu bedenken. Die Sozialwissenschaftlerin hat den Weiterbildungsverbund Pädiatrie schon in einer ersten Förderphase von 2019 bis 2022 begleitet. Damals ging es vor allem um die Etablierung dieses Verbundes. Den angehenden Pädiatern wurde ermöglicht, ohne Zeitverzug zwischen den Sektoren zu wechseln und in Klinik und Praxis zu lernen. Davon profitierten nach Überzeugung der Beteiligten alle Seiten.
Praxisinhaber Dehtleff Banthien aus Bad Oldesloe und Dr. Anne Hellfritsch, Ärztin in Weiterbildung, bestätigten dies beim Termin mit der Ministerin. Banthien sprach von einem „qualitätsbildenden Faktor", wenn Praxisinhaber sich mit kritischen Fragen junger Kollegen auseinandersetzen müssen. Hinzu kommt aus seiner Sicht, dass diese die wechselseitigen Haltungen aus beiden Sektoren transportieren und damit zu einem besseren Verständnis beitragen.
Die Erfahrungen aus der ersten Förderperiode haben dazu geführt, dass das Interesse sowohl bei den Praxisinhabern als auch bei den Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung zugenommen hat. Aus den einst 19 am Verbund teilnehmenden Praxen sind inzwischen 35 geworden.
Mehr Planungssicherheit für die Weiterzubildenden
Der in Husum niedergelassene Pädiater Dr. Christoph Weiß-Becker, der den Verbund initiiert hat, will mit der zweiten Förderung erreichen, dass nun ein festes Rotationssystem zwischen Kliniken und Praxen und damit mehr Planungssicherheit eingeführt wird. Allen Ärztinnen und Ärzten im Norden soll ein entsprechendes Angebot gemacht werden.
Weitere Fortschritte: Das elektronische Logbuch soll künftig auch im stationären Bereich eingesetzt und die Schnittstellen zwischen den Weiterbildungskonzepten in den beiden Sektoren besser verbunden werden. Außerdem soll mit der psychosomatischen Grundversorgung ein weiterer verpflichtender Inhalt der Weiterbildungsordnung als Angebot im Verbund etabliert werden.
Ministerin lobt Bottom-Up-Ansatz
Ministerin von der Decken bewertete das bislang Erreichte positiv. „Das alles gefällt uns ausgesprochen gut", sagte sie bei der Übergabe des Förderbescheids in der Lübecker UKSH-Kinderklinik. Zugleich betonte sie, dass solche Ansätze „von unten", von den an der Versorgung Beteiligten, kommen müssten.
Für Lübecks Klinikdirektor Professor Egbert Herting steht außer Frage, dass die Klinik sich an dem Verbundprojekt beteiligt. „Mindestens die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen in der Weiterbildung bilden wir für die Praxis aus", betonte er. Neben der Lübecker Klinik ist auch die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Itzehoe federführend am Projekt beteiligt.