Hamburger „Ülenkinder“
Verein hilft Familien mit schwerkranken Kindern nach Klinikaufenthalt
Nach dem Krankenhausaufenthalt droht Familien mit schwerkranken Kindern Überforderung. Der Verein „Ülenkinder“ hat neue Räume geschaffen, wo Familien Hilfe finden.
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Eltern und ihre schwerkranken Kinder erfahren in den neuen Familienzimmern im Israelitischen Krankenhaus in Hamburg-Alsterdorf rund um die Uhr Unterstützung.
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Hamburg. Familien mit schwer erkrankten und palliativen Kindern stehen in Hamburg neue Räume für die poststationäre Phase zur Verfügung. Unter professioneller Anleitung lernen die Familien, die dort vorübergehend einziehen können, mit ihrer Situation zu leben, die Kinder adäquat zu versorgen und Überforderungssituationen zu vermeiden.
Der Verein Ülenkinder, der mit diesem Angebot eine Lücke zwischen Krankenhaus und häuslicher Pflege schließen möchte, weihte dafür neue Räume am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg-Alsterdorf mit prominenter politischer und künstlerischer Unterstützung ein.
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) etwa sprach zur Eröffnung von einem innovativen Konzept, von dem sie eine „echte Unterstützung für die betroffenen Familien“ erwartet. Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) betonte: „Dieses Angebot ist eine wichtige Ergänzung genau am Schnittpunkt zwischen medizinischer Versorgung und Hilfen für Familien.“ Schauspielerin Nina Petri erinnerte zur Einweihung daran, dass sich die Situation für die ohnehin stark belasteten Familien mit schwer erkrankten Kindern durch Corona noch zusätzlich verschärft hat.
Bis zu 12 Wochen Schulung für Angehörige
Die neu eingerichteten Familienzimmer auf dem Gelände des Israelitischen Krankenhauses bieten acht betroffenen Familien Platz. Dort werden Angehörige bis zu zwölf Wochen lang geschult, um mit der schwierigen Situation umzugehen. Rund um die Uhr stehen ihnen dafür Fachärzte, Kinderkrankenpfleger und Therapeuten zur Verfügung. Durch die zusammenfassende Betreuung der Familien auf insgesamt 470 Quadratmetern sollen die Personalressourcen besser genutzt werden.
Mit entwickelt wurde das Schulungskonzept von der AOK Rheinland/Hamburg, die Ülenkinder auch finanziell unterstützt. AOK-Vorstand Matthias Mohrmann erwartet, dass den betroffenen Kindern durch die Schulungen ein größeres Maß an Autonomie vermittelt wird. Er kann sich vorstellen, dass das Modell bundesweit Vorbildcharakter haben wird.
Die Zahl schwerstkranker Kinder nur in Hamburg wird auf rund 500 geschätzt. In der Hansestadt gibt es 15 spezialisierte ambulante Kinderkrankenpflegedienste. Deren professionelle Hilfe soll nach Angaben der Initiatoren durch die Schulungen bei den Ülenkindern nicht zurückgefahren werden.