Kreis Rendsburg-Eckernförde

imland Kliniken auf der Kippe: Bürger sind in Sorge

Die Zukunft der imland Kliniken im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist ungewiss. Das Defizit steigt, im Januar soll entschieden werden.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Forderte bei der Veranstaltung eine Perspektive für das in finanzielle Nöte geratene Krankenhaus: Dr. Steffen Oehme, Chefarzt am Eckernförder Gelenkzentrum.

Forderte bei der Veranstaltung eine Perspektive für das in finanzielle Nöte geratene Krankenhaus: Dr. Steffen Oehme, Chefarzt am Eckernförder Gelenkzentrum.

© Dirk Schnack

Eckernförde. Über die Zukunft der finanziell angeschlagenen imland Kliniken soll zu Jahresanfang 2022 entschieden werden. Dann will der Kreis Rendsburg-Eckernförde als Gesellschafter auf Grundlage einer Versorgungsbedarfsanalyse entscheiden, wie es weitergeht.

Bis dahin steht der Klinik allerdings eine harte Zeit bevor: Mitarbeiter wandern ab und das verbleibende Personal und die Bevölkerung sorgen sich um den Fortbestand der Klinik. Wie groß die Sorge ist, zeigte eine Informationsveranstaltung von imland in der Eckernförder Stadthalle.

„Wir bluten von Tag zu Tag mehr aus. Wir brauchen dringend eine Perspektive“, sagte etwa Dr. Steffen Oehme, Chefarzt am Eckernförder Gelenkzentrum.

Wir bluten von Tag zu Tag mehr aus.

Dr. Steffen Oehme, Chefarzt am Gelenkzentrum in Eckernförde

Er hält es für wichtig, dass die erforderlichen Investitionen schnell kommen und dass Sicherheit für den Fortbestand der Klinik herrscht. Andere Ärzte fragten nach konkreten Schritten oder erinnerten daran, dass es primäre Aufgabe des Krankenhauses sei, Menschen zu helfen und nicht, Geld zu verdienen.

Viele weitere Menschen aus Eckernförde drückten bei der Veranstaltung ihre Besorgnis über den Fortbestand der Klinik aus. Immer wieder wurde appelliert, nicht nur auf die Zahlen zu schauen. Bürgermeister Jörg Sibbel gab außerdem zu bedenken, dass die Region Eckernförde prosperiert und auf das medizinische Angebot der örtlichen Klinik nicht verzichten kann.

Fünf Millionen Euro zusätzlich sind nötig

Wie stark die Besorgnis in Eckernförde ist, zeigten zuvor schon Unterschriftenlisten und Demonstrationen für den Erhalt des Hauses – jeweils mit Beteiligung von Ärzten. Wie berichtet ist der Betrieb der beiden Standorte in Rendsburg und Eckernförde defizitär, eine Insolvenz konnte nur durch ein erhöhtes finanzielles Engagement des Gesellschafters – des Kreises Rendsburg-Eckernförde – abgewendet werden. 13 Millionen Euro Zuschuss waren es bislang allein 2021, weitere fünf Millionen werden bis Jahresende zusätzlich nötig sein.

Zu den Gründen zählen rückläufige Fallzahlen in der Pandemie oder aufgeschobene Investitionen in die bauliche Struktur, aber auch der fehlende Patientenzuspruch für einige der vorgehaltenen medizinischen Angebote, die bei der Informationsveranstaltung von den Verantwortlichen aber nicht näher benannt wurden. Fest steht, dass der Kreis die diesjährige Dimension der Zuschüsse nicht lange durchhält und deshalb nach Auswegen sucht.

Imland-Geschäftsführer Markus Funk stellte klar, dass nicht einzelne Standorte in Frage gestellt, sondern der Klinikbetrieb als Ganzes analysiert werde. Damit entkräftete er Spekulationen, ob eventuell das im Vergleich zu Rendsburg kleinere Krankenhaus in Eckernförde komplett geschlossen werden könnte. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass „wir etwas verändern müssen“.

Privatisierung ist bisher keine Option

Was das sein wird, sollen eine Versorgungsbedarfsanalyse und darauf aufbauend Empfehlungen für die Kreispolitik zeigen. Mit einem Beschluss auf Kreisebene ist im Januar zu rechnen.

Kreispräsidentin Juliane Rumpf zeigte Verständnis für die Sorgen der Bürger und Mitarbeiter, verwies aber auch auf die wirtschaftliche Verantwortung des Kreises. Eine Bezuschussung wie im laufenden Jahr hätte ein weitaus höheres finanzielles Engagement für die Kommunen im Kreis zur Folge. Ob das politisch durchsetzbar ist, erscheint fraglich.

Ein weiteres bislang öffentlich kaum diskutiertes Szenario – eine Privatisierung – favorisierte an diesem Abend niemand in Eckernförde. Gesamtbetriebsrat Wolfgang Schütt sieht dafür auch in der Kreispolitik bislang keine Tendenzen. Er betonte: „Der Kreis ist sich seiner Verantwortung bewusst. Ich nehme breite Unterstützung der Kreispolitik wahr und ich fühle mich in der Trägerschaft des Kreises wohl.“

Lesen sie auch
Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?