Ukraine
Krieg erschwert die Versorgung von Patienten mit HIV und Tuberkulose
Internationale Fachleute rechnen mit einem Anstieg von HIV-Infektionen in der Ukraine. Zudem machen Antibiotika-Resistenzen bei Tuberkulose Sorgen.
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Auto-Konvoi zur Evakuierung von Patienten aus Irpin während des Krieges in der Ukraine. Die Versorgung mit lebensnotwendigen Medikamenten zur Behandlung bei HIV oder Tuberkulose ist angesichts großer Zerstörungen auch in Gesundheitseinrichtungen ein Problem in der Ukraine.
© Vadim Ghirda / associated press / picture alliance
Berlin. Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria rechnet damit, dass der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine zu einem starken Anstieg der Infektionszahlen bei HIV und Tuberkulose führen wird.
„Es ist noch zu früh, um die langfristigen Folgen des Krieges genau einzuschätzen, aber wir gehen davon aus, dass sich der Konflikt erheblich auf die Tuberkulose- und HIV-Raten in der Ukraine und in der gesamten Region auswirken wird“, sagte der Direktor des Globalen Fonds, Peter Sands, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag). „Große Fluchtbewegungen, die Unterbringung in beengten Unterkünften und die Unterbrechung der medizinischen Versorgung begünstigen die Verbreitung von Infektionskrankheiten“, betonte er.
Multiresistenzen erschweren die Therapie
Nach Angaben des Globalen Fonds hatte die Ukraine bereits vor dem Krieg eine der höchsten Tuberkulose- und HIV-Raten in der Region Osteuropa/Zentralasien.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass 2020 in der Ukraine rund 32.000 Menschen mit Tuberkulose lebten. Dabei ist die Ukraine eines der 30 Länder weltweit, die besonders stark von multiresistenter Tuberkulose betroffen sind.
Das bedeutet, dass gängige Tuberkulose-Medikamente nicht mehr anschlagen. Zudem leben in dem Land schätzungsweise 260.000 Menschen mit HIV. Damit ist die Ukraine – nach Russland – das am zweitstärksten von HIV betroffene Land in der WHO-Region Osteuropa/Zentralasien.
Patienten in bedrohlicher Lage
Sands sagte, man sei sehr besorgt über die Gesundheitsversorgung in der Ukraine. „Mehr als 150 Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört, medizinisches Personal und Patienten wurden vertrieben, verletzt oder getötet“, berichtete er. Viele Menschen hätten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung mehr, Präventions- und Behandlungsprogramme seien unterbrochen.
„Für Tuberkulose-Patienten und Menschen, die mit HIV leben, ist diese Situation besonders lebensbedrohlich, denn sie sind auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen“, warnte Sands. „Wir unterstützen nachdrücklich die Einrichtung eines geschützten humanitären Korridors, damit medizinische Hilfsgüter geliefert werden können und Menschen, die das Konfliktgebiet verlassen wollen, dies auch können“, sagte er weiter. (KNA)