Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

Weltweit 230 Millionen Frauen von Genitalverstümmelung betroffen

Es passiert im Verborgenen: Mädchen werden Schamlippen oder Klitoris entfernt, manchmal das ganze Genital. Weibliche Genitalverstümmelung geschieht nicht nur in afrikanischen Ländern; auch in Deutschland gibt es Fälle.

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Die Abkürzung FGM (Female Genital Mutilation) wird durchgestrichen.

Der 6. Februar ist der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation).

© ogichobanov / stock.adobe.com

Bonn. Weltweit sind mehr als 230 Millionen Mädchen und Frauen an ihren Genitalien verstümmelt. Betroffene - verlässliche Zahlen gibt es nicht - leben auch in Deutschland. „Grund dafür sind globale Migrationsbewegungen“, sagte Marlene Keller, Referentin bei der Organisation Terre de Femmes, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar.

Einerseits kämen Frauen aus Ländern wie Somalia - dort ist nahezu jede Frau betroffen - nach Deutschland. „Es gibt aber auch eine anekdotische Evidenz, dass sie in Deutschland durchgeführt wird. Beispielsweise erhalten wir Berichte von Jugendämtern sowie sonstigen Fachkräften, jedoch keine offiziellen Meldungen.“ Auch gebe es Fälle, bei denen Mädchen dafür in ihre Herkunftsländer gebracht würden.

Genitalverstümmelung steht in Deutschland unter Strafe

Um die Zahlen zu senken, sind nach Einschätzung der Expertin Gespräche und Aufklärungsarbeit in den jeweiligen Gemeinschaften nötig. „Gesprochen wird über die Strafbarkeit. Selbst wenn die Tat im Ausland geschieht, die Betroffene aber in Deutschland lebt, kann die Tat verfolgt werden.“ Auch sei drohende weibliche Genitalverstümmelung als geschlechtsspezifische Verfolgung ein möglicher Grund für die Gewährung von Asyl in Deutschland.

Bei der Aufklärungsarbeit sei entscheidend, physische und psychische Kurz- und Langzeitfolgen zu thematisieren. „Diese werden oft nicht mit dem Eingriff in Verbindung gebracht.“ Auch müssten Männer einbezogen werden. „Sie sind oft Entscheidungsträger, aber wenig eingebunden.“

Erfolgreicher Kampf in Kenia und Niger

Dass die Zahl der Betroffenen zuletzt von 200 auf 230 Millionen - die Dunkelziffer ist hoch - gestiegen ist, hängt laut Keller mit dem Bevölkerungswachstum in jenen Ländern zusammen, in denen Genitalverstümmelung weiter praktiziert wird. In einigen Gemeinschaften bleibt sie eine soziale Norm. Anderswo gehen die Zahlen zurück. Ein Erfolgsmodell ist der Sahel-Staat Niger, der Genitalverstümmelung bereits 2003 unter Strafe stellte. Auch setzten sich Aktivistinnen für ein Ende ein. Das Ergebnis: Laut Unicef sind dort nur noch zwei Prozent der Frauen betroffen.

Es gibt jedoch auch gegenläufige Entwicklungen. Vergangenes Jahr wollte Gambia ein Verbot aufheben, was Proteste aber verhinderten. Bei den Verbotsgegnern handelte es sich um konservative Muslime, die den Verstoß mit „religiöser Reinheit“ sowie dem Schutz „kultureller Normen und Werte“ begründeten. Es gebe, so Keller, zwar religiöse Gemeinschaften, die die Praxis als „religiöse Pflicht“ bezeichneten. „Gleichzeitig gibt es in allen Weltreligionen starke Stimmen, die sich dagegen aussprechen.“ (KNA)

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