Bundestagswahl
„Ärzte Zeitung“-Leser wünschen sich Schwarz-Gelb, aber Kanzler Scholz
Die SPD soll künftig den Kanzler stellen, aber nicht regieren: Das sind Ergebnisse der großen Wahlumfrage der „Ärzte Zeitung“ unter Leserinnen und Lesern. Und: Auf Spahn als Gesundheitsminister können Ärzte gut verzichten.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Es ist ein deutliches Signal nach Berlin: Mehr als ein Drittel der Ärztinnen und Ärzte in der ambulanten Versorgung wünscht sich nach der Bundestagswahl eine Koalition von Union und FDP. Dem entsprechend würden mit 26,5 Prozent die meisten CDU/CSU wählen und mit rund 24 Prozent nur etwas weniger die FDP.
So das Ergebnis der Leserumfrage der „Ärzte Zeitung“ zur Bundestagswahl an diesem Sonntag. An der nicht-repräsentativen Umfrage haben sich 472 Leserinnen und Leser, vorrangig aus der hausärztlichen Versorgung und in eigener Praxis tätig, beteiligt.
Zwei Legislaturperioden große Koalition von Union und SPD, das reicht vielen Ärzten offenbar. Abgestraft wird dabei aber vor allem die SPD: Gerade einmal 13,6 Prozent würden den Sozialdemokraten ihre Stimme geben. Bei Bündnis 90/Die Grünen würden hingegen mehr als ein Fünftel ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel setzen. Kaum eine Rolle spielt mit etwas über drei Prozent die Linke bei den teilnehmenden Ärzten, die AfD käme auf etwas mehr als sechs Prozent.
Rot-rot-grün wäre eine Alternative
Aber auch wenn die SPD als Einzelpartei nur bedingt punktet, ist sie für über 27 Prozent der Umfrageteilnehmer im Rahmen einer anderen Koalition gefragt: rot-rot-grün. Eine Koalition von SPD, Linke und Grünen rangiert bei den Ärzten dabei sogar auf Platz zwei der Wunschkoalitionen. Eine Koalition von Union, Grünen und FDP können sich indes nur 18,4 Prozent vorstellen. Und Union und Grüne gar alleine als Regierende sehen nicht einmal zehn Prozent.
Damit einher geht, dass die Bürgerversicherung für einen nicht geringen Teil der Ärzte längst kein Schreckgespenst mehr ist – mit Rot-Rot-Grün wäre sie wohl definitiv gesetzt.
Und insbesondere wenn es um Wunschkandidaten in wichtigen Positionen geht, zeigt sich, dass die SPD-Kandidaten durchaus ihre Attraktivität für den ambulanten Versorgungsbereich haben. Könnten sie die Kanzlerin oder den Kanzler direkt wählen, würde sich mit 42 Prozent die relative Mehrheit für Olaf Scholz (SPD) entscheiden. Armin Laschet wäre für 38,6 Prozent der Wunschkandidat, für Annalena Baerbock (Grüne) würden sich rund 19 Prozent entscheiden. Noch spannender wird es bei der Frage, wer denn aus Arztsicht geeignet wäre, künftig als Bundesgesundheitsminister oder -ministerin die Belange in der Versorgung zu regeln.
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Bitte einen Arzt als Minister!
Der Turbo-Minister Jens Spahn (CDU), der noch vor der Pandemie 20 Gesetze in 20 Monaten auf den Weg brachte und seine Verordnungen gerne mit den Worten „einen Unterschied“ in der Versorgung machen zu wollen, garniert, scheint mit seiner Gesetzesgeschwindigkeit viele Ärzte überfordert und vor allem nicht überzeugt zu haben. Nur etwas mehr als ein Fünftel (21,6 Prozent) würden sich für ihn entscheiden, könnten sie den Gesundheitsminister direkt wählen.
Wesentlich beliebter ist der SPD-Gesundheitsexperte Professor Karl Lauterbach. Rund 33 Prozent würden ihn als Gesundheitsminister favorisieren. Die Sprecherin für Gesundheitsförderung der drittstärksten Partei im aktuellen Wahlkampf, Kirsten Kappert-Gonther von den Grünen bekäme lediglich rund elf Prozent der Arztstimmen.
Bezeichnend ist, dass sich über ein Drittel der teilnehmenden Ärzte eine andere Person auf dem Posten des Gesundheitsministers wünschen. Häufig genannt wird dabei die Forderung, es müsse sich um eine Ärztin, einen Arzt handeln oder zumindest eine Person, die etwas von Medizin und dem Gesundheitswesen versteht.
Das passt zur Wahl Karl Lauterbach, allerdings ist auch Kappert-Gonther Medizinerin. Mehrfach von den Umfrageteilnehmern ins Rennen gebracht wird aber auch Professor Andrew Ullmann von der FDP. Gepunktet bei vielen in der Versorgung hat außerdem Karl-Josef Laumann. Gesundheitsminister in Nordrhein-Westfalen. Seine anpackende Art könnten sich einige gut auf Bundesebene auf dem Ministerposten vorstellen. Nicht wenige wünschen sich zudem Spahns Vorgänger Hermann Gröhe (CDU) zurück.
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Die Wahlumfrage der „Ärzte Zeitung“
- 472 Ärztinnen und Ärzte haben sich an der nicht-repräsentativen Leserumfrage beteiligt, 44 Prozent gehören der hausärztlichen Versorgung an, weitere 10 Prozent sind fachärztlich internistisch tätig.
- 54 Prozent arbeiten in eigener Praxis, 24 Prozent als angestellte Ärzte.
- 48 Prozent sind älter als 60 Jahre, rund 27 Prozent gehören der Altersgruppe 51-60 Jahre, 15 Prozent der Gruppe 41-50 Jahre und rund 10 Prozent der Gruppe 20-40 an.
- 67,5 Prozent Männer haben sich an der Umfrage beteiligt und nur 30 Prozent Frauen.