Künstliche Befruchtung und USA

Ärzte erleichtert: Alabama stellt IVF-Anbieter unter Schutz

Mediziner in Alabama können aufatmen: Ein neues Gesetz bewahrt sie bei IVF-Behandlungen vor Strafverfolgung. Doch die eilig zusammengeschusterte Verordnung hat einen Haken.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Ein Monitor zeigt im Kinderwunschzentrum Magdeburg eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion.

Ein Monitor zeigt im Kinderwunschzentrum Magdeburg eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion. (Archivbild)

© picture alliance / Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB

Montgomery, USA. Alabamas Gouverneurin, Kay Ivey (Republikanerin), hat ein Gesetz unterzeichnet, dass Anbieter von In-vitro-Fertilisation (IVF) vor strafrechtlicher Verfolgung schützt. Laut dem eilig erstellten Gesetz sind IVF-Anbieter bei „Verletzung oder Tod eines Embryos“ während des Transports oder Prozesses der Befruchtung von Strafverfolgung ausgenommen. „Ich bin froh diese wichtige, kurzfristige Maßnahme zu einem Gesetz zu erklären, so dass Paare in Alabama, die darauf hoffen und beten, Eltern zu werden, eine Familie mithilfe von IVF gründen können“, wird Ivey in mehreren US-Medien bereits letzte Woche zitiert. Eine finanzielle Strafe bei Verfehlungen wird auf die Kosten für einen IVF-Zyklus begrenzt.

Ein Urteil von Alabamas Obersten Gerichtshof hatte Ärzte, die Künstliche Befruchtung anbieten, in Aufruhr versetzt: Durch einen absurden Vorfall zerstörte ein Klinikpatient mehrere kryokonservierte Embryonen in einer Befruchtungsklinik. Hierfür seien IVF-Anbieter haftbar, so die Richter, da diese Embryonen als Kinder anzusehen seien: Die Entscheidung stellte Eltern, Ärzte und andere Mitarbeiter vor viele ungeklärte Fragen, so dass Anbieter von In-vitro-Fertilisationen Behandlungen einstellten und auf eine klare rechtliche Grundlage warteten.

Lesen sie auch

Was wird an dem IVF-Gesetz kritisiert?

Auch wenn nun Rechtssicherheit für die Anbieter besteht, ist das Gesetz für viele keine optimale Lösung: Wie The Guardian berichtet, hatten Demokraten im Repräsentantenhaus ursprünglich vorgeschlagen, per Gesetz klarzustellen, dass ein Embryo außerhalb des Uterus nicht als ungeborenes Kind anzusehen ist – die große republikanische Mehrheit der Abgeordneten (77, im Vergleich: 28 Demokraten) zog aber nicht mit. So bleibt weiterhin unklar, wann menschliches Leben rechtlich beginnt: mit der Befruchtung, dem Erreichen des Uterus oder dem Herzschlag.

Die Entscheidung in Alabama hatte landesweit für Aufsehen gesorgt. US-Präsident Joseph Biden (Demokrat) schickte seinen Gesundheitsminister in den Bundesstaat, um die Wogen zu glätten. Auch der höchstwahrscheinliche republikanische Präsidentschaftskandidat, Donald Trump, rief die Verantwortlichen in Alabama zum Handeln auf. Am Dienstag mischte sich das erste in den USA zur Welt gekommene IVF-Baby, die heute 42-jährige Elizabeth Carr, in die Debatte ein und forderte die Befruchtungsbehandlung unter Schutz zu stellen.

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Kommission

Olivér Várhelyi ist neuer EU-Gesundheitskommissar

Kommentar

Rund um die Uhr Praxis: Gute Idee, die Folgen haben könnte

24/7-Versorgung

Radiologie: Im Süden von Paris gibt es Termine Tag und Nacht

Das könnte Sie auch interessieren
Pflanzenzweige in Reagenzgläsern

© chokniti | Adobe Stock

PMS? Phytotherapie!

Evidenzbasierte Phytotherapie in der Frauenheilkunde

Anzeige | Bionorica SE
Packshot Agnucaston

© Bionorica SE

PMS? Phytotherapie!

Wirkmechanismus von Agnucaston® 20 mg

Anzeige | Bionorica SE
Mönchspfeffer Pflanze

© Lemacpro / AdobeStock

Phytotherapie bei PMS

Wissenschaftliche Kurzinformation zu Agnucaston® 20 mg

Anzeige | Bionorica SE
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Tab. 2: Schlaf bei Kindern nichtpharmakologisch optimieren

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach Angaben von Prof. Dr. Christian F. Poets und [6]

Einschlafstörungen und Melatonin

Was braucht es für einen gesunden Schlaf bei Kindern und Jugendlichen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: P&G Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass eine chronische Lebererkrankungen ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer akuten Pankreatitis ist. Sie betonen aber, dass für eine endgültige Schlussfolgerungen die Fallzahlen teils zu gering und die Konfidenzintervalle zu weit sind.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit

Akute Pankreatitis plus CLD – eine unheilvolle Kombination

Einweg-E-Zigaretten

© Moritz Frankenberg / dpa

Vaping

Konsum von fruchtigen E-Zigaretten im Trend