Ausstieg scheitert, Hoppenthaller geht

Nach dem gescheiterten Systemausstieg der bayerischen Hausärzte und dem Rücktritt von Hausärzteverbandschef Hoppenthaller müssen die Weichen für die Hausarztversorgung in Bayern neu gestelllt werden.

Von Jürgen Stoschek und Christoph FuhrChristoph Fuhr Veröffentlicht:
Rieseninteresse, begeistert gefeierte Redner - und doch war am Ende die Frustration vieler Hausärzte in der Nürnberg Arena groß.

Rieseninteresse, begeistert gefeierte Redner - und doch war am Ende die Frustration vieler Hausärzte in der Nürnberg Arena groß.

© Wolfgang Geyer

MÜNCHEN. Politiker und Vertreter der Krankenkassen haben den Rücktritt von Bayerns Hausärzteverbandschef Dr. Wolfgang Hoppenthaller begrüßt. Nach dem gescheiterten Versuch des Hausärzteverbands, am vergangenen Mittwoch in Nürnberg aus dem System der gesetzlichen Krankenversicherung auszusteigen, hatte Hoppenthaller das Handtuch geworfen. Das selbstgesteckte Ziel, mit mindestens 3815 ausstiegswilligen Kollegen die Kassen unter Druck zu setzen, war deutlich verfehlt worden.

In seiner Rücktrittserklärung teilte Hoppenthaller mit, die Verzichtserklärungen, die von 2801 Hausärzten vorliegen, würden "umgehend" vernichtet. Hoppenthaller erklärte zu seinem Rücktritt, er sei weiterhin der Meinung, dass der Hausärzteschaft in Bayern nur noch die Systemdiskussion bleibe, nachdem der Gesetzgeber ihr das Tarifrecht entzogen habe.

Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) begrüßte Hoppenthallers Rückzug. Er hatte den Verbandschef bereits unmittelbar nach dem gescheiterten Ausstieg zu diesem Schritt aufgefordert. "Wir wollen die Selbstverwaltung der Ärzte reformieren", kündigte Söder an. Darin sei er sich mit Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) einig.

Bayerns AOK-Chef Fritz Schösser sagte, die Idee der hausarztzentrierten Versorgung habe durch die "gesundheitspolitische Geisterfahrt" des Bayerischen Hausärzteverbandes nicht gelitten, es werde auch künftig Hausarztverträge geben". "Dabei müssen jedoch Patienteninteressen Vorrang vor verbandspolitischem Kalkül haben", so Schösser

Die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern bezeichnete den Ausgang der Vollversammlung als Sieg der Vernunft. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam der stellvertretende Vorstandschef des GKV-Spitzenverbands Johann-Magnus von Stackelberg.

Auch der Präsident des Bundesversicherungsamtes Maximilian Gaßner begrüßte die Entscheidung und forderte zugleich die Änderung der Zulassungsbestimmungen. Danach sollte in Zukunft eine Zulassung nur durch den Arzt selbst oder einen individuellen Vertreter zurückgegeben werden können ,aber nicht durch einen "kollektivbeauftragten Verbandsvertreter".

Der Bayerische Facharztverband hingegen wertete den gescheiterten Ausstieg der Hausärzte als "einen mutigen Versuch, dem man unbedingten Respekt zollen muss".

Lesen Sie dazu auch: Hausärzte zwischen Euphorie und grenzenloser Enttäuschung Pressestimmen zum gescheiterten Systemausstieg der bayerischen Hausärzte

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