Konsequenz aus Transplantationsskandal
Bayern will zwei Leberzentren schließen
Harter Schnitt im Freistaat: Zwei Transplantationszentren sollen die Zulassungen für Lebertransplantationen entzogen werden. Grund: Die Op-Ergebnisse seien schlecht.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Die Bayerische Staatsregierung zieht aus den Organspende-Skandalen jetzt erste Konsequenzen: Künftig soll es im Freistaat nur noch drei statt bisher fünf Lebertransplantationszentren geben.
Für die jährlich etwa 160 Lebertransplantationen in Bayern sollen in Zukunft nur noch die Zentren in München-Großhadern, Regensburg und Würzburg zur Verfügung stehen. Die Transplantationszentren am Klinikum rechts der Isar der TU München und am Universitätsklinikum Erlangen sollen geschlossen werden.
Das haben Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch (FDP) und Gesundheitsminister Dr. Marcel Huber (CSU) am Mittwoch in München bekannt gegeben.
Über den Entzug der Zulassungen muss formal noch der Krankenhausplanungsausschuss beschließen, der Anfang Juni zusammentritt. Die betroffenen Häuser sollen vorher noch Gelegenheit haben, Stellung zu beziehen, erklärte Huber.
Umstrittene Empfehlung
Die Empfehlung zur Schließung der beiden Zentren, die vom Vorsitzenden der Auditkommission für die bayerischen Lebertransplantationszentren, dem Wiener Chirurgen Professor Ferdinand Mühlbayer, stammt, ist nicht unumstritten.
So war das Uniklinikum Erlangen-Nürnberg noch im vergangenen Jahr für sein Engagement für die Organspende mit dem Bayerischen Organspendepreis ausgezeichnet worden.
Ungeklärt ist auch die Frage, was mit den Patienten geschieht, die derzeit in den beiden Zentren auf der Warteliste für eine Lebertransplantation stehen.
Begründet wird die Schließung unter anderem mit schlechteren Transplantationsergebnissen. So liege die Einjahresüberlebensrate im Klinikum rechts der Isar für Patienten bei 70 Prozent und die Fünfjahresüberlebensrate bei 54 Prozent.
In Erlangen liegen die entsprechenden Zahlen bei 62 und 57 Prozent. Demgegenüber liege der europäische Standard für die Ein- und Fünfjahresüberlebensrate für Patienten bei 85 und 70 Prozent.
DGCH will nur noch sechs Zentren
Mit den jetzt verkündeten Schließungen habe Bayern als erstes Land Konsequenzen aus dem Transplantationsskandal gezogen, betonten die beiden Minister.
Allerdings hatte die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) bereits vor vier Wochen viel weitergehende Forderungen gestellt.
Statt derzeit 47 Kliniken sollte es künftig bundesweit nur noch sechs übergeordnete Zentren für Transplantationen mit einigen assoziierten Kliniken geben, verlangte DGCH-Präsident Professor Karl-Walter Jauch vom Klinikum der Uni München.
Diese übergeordneten Transplantationszentren sollten nach Ansicht der DGCH in Hannover, Heidelberg, Berlin, München, Essen und in Hamburg lokalisiert sein. Den Kliniken könnten neun weitere Organzentren zugeordnet werden.
Bei weiteren sechs Kliniken sollte geprüft werden, ob und welche Organe dort eventuell künftig transplantiert werden, so der DGCH-Vorschlag.