Krankenhauszukunftsgesetz

Bundeskabinett macht Geld für die Notfallreform locker

Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz macht das Kabinett drei Milliarden Euro auch für die Notfallreform frei. Der Gesetzentwurf geht jetzt in den Bundestag.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), stellte am Mittwoch nach der Kabinettssitzung die Inhalte des Krankenhauszukunftsgesetzes vor.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), stellte am Mittwoch nach der Kabinettssitzung die Inhalte des Krankenhauszukunftsgesetzes vor.

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) den Weg für eine weitere Finanzspritze in die Modernisierung der Krankenhäuser freigemacht. Damit sollen die Voraussetzungen für die Integration des vertragsärztlichen Bereitschaftsdienste und der Notaufnahmen der Krankenhäuser geschaffen werden.

Ziel ist zudem die digitale Vernetzung mit anderen Akteuren der Notfallversorgung, zum Beispiel um die Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern beim Entlassmanagement zu fördern.

Lesen sie auch

Um Reibungsverluste zu vermeiden soll der neu zu schaffende Krankenhauszukunftsfonds mit dem bereits bestehenden Krankenhausstrukturfonds inhaltlich verzahnt werden. Der wiederum soll für vier Jahre verlängert werden und bis 2024 insgesamt zwei Milliarden Euro erhalten.

Kritik kam umgehend aus der Opposition: „Eine bessere Versorgung und zukunftsfähige Sicherstellung der stationären Versorgung würde die Bundesregierung nur erreichen, indem sie endlich das Problem der massiven Unterfinanzierung bei den Krankenhausinvestitionen und der unzureichenden Krankenhausplanung in Angriff nimmt“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion der Grünen, Maria Klein-Schmeink.

Drei Milliarden für die Zukunft

Drei Milliarden Euro macht der Bund für den neuen Zukunftsfonds locker. Die Mittel stammen aus dem insgesamt 130 Milliarden Euro schweren Konjunkturpaket von Anfang Juni, in dem das „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ enthalten ist.

Mit Beiträgen der eigentlich für die Investitionen in den stationären Sektor zuständigen Länder kann die Gesamtsumme auf bis zu 4,2 Milliarden Euro anwachsen. Die Ko-Finanzierung soll je Projekt 30 Prozent der förderfähigen Kosten ausmachen.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Spahn hat das Programm darüber hinaus für die Krankenhausträger selbst sowie für die Kreditanstalt für Wiederaufbau und weitere Finanzierungspartner auch auf EU-Ebene geöffnet. „Es soll schnell gehen“, begründete der Minister diesen Schritt am Mittwoch in Berlin. Krankenhausträger erhielten so die Möglichkeit, Investitionsmittel des Bundes auch ohne die Länder anzuzapfen.

Baum sieht Planungssicherheit

Gleichzeitig sollen gemäß dem Gesetzentwurf die Krankenhäuser ab Oktober nicht mehr automatisch bei Erlösrückgängen entschädigt werden. Laut dem Regierungsentwurf des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) sollen sie Entschädigungen für coronabedingte Ausfälle und Mehrkosten vorerst bis Ende 2021 jeweils individuell mit den Krankenkassen aushandeln müssen.

Das Gesetz verschaffe den Krankenhäusern die erforderliche ökonomische Planungssicherheit, sagte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Das mit dem GKV-Spitzenverband gemeinsam vereinbarte Konzept sehe die Absicherung der Erlöse aus Fallpauschalen auf dem Niveau des Vorjahres über einen gesonderten Corona-Ganzjahres-Mindererlösausgleich vor.

32 Millionen Infekte

Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) verwies im Anschluss an den Kabinettsbeschluss darauf, dass die bevorstehende Grippewelle unter Pandemiebedingungen vor allem von den mehr als 100.000 Praxen der niedergelassenen Ärzte bewältigt werden müsse.

Alljährlich müssten rund 32 Millionen Grippe- und Erkältungsinfekte behandelt werden, mehr als zwei Drittel von den niedergelassenen Ärzten. „Haus- und Facharztpraxen werden in dieser Zeit erneut einen ambulanten Schutzwall für die Kliniken bilden“, heißt es in einer am Mittwoch verbreiteten Stellungnahme des ZI.

Diese Schutzfunktion des ambulanten Leistungsbereichs sollte berücksichtigt werden, insbesondere wenn es um Sonderaufwendungen gehe wie die weiterhin notwendige Finanzierung von Schutzausrüstung.

VdK: Chance für die Kliniken

Zustimmung zum geplanten Investitionsprogramm kam vom Sozialverband VdK. „Die Bundesmittel sind eine große Chance für unsere Kliniken“, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele. An den Kliniken herrsche seit Jahren ein Investitionsstau, weil die Länder ihre Pflicht vernachlässigt hätten, die Krankenhäuser fit zu machen für die Zukunft.

Das Gesetz soll vom Bundestag bereits am 17. September verabschiedet werden. In Kraft treten sollen Teile daraus bereits am 1. Oktober.

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Tag der Privatmedizin

GOÄneu: Reuther und Reinhardt demonstrieren Geschlossenheit

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tag der Privatmedizin

GOÄneu: Reuther und Reinhardt demonstrieren Geschlossenheit

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!