Gutachten für BMG
Corona-Risiko treibt Kliniken nicht in den Ruin
Um 8,8 Milliarden Euro hat sich zwar die Erlössituation der Kliniken durch die Pandemie verschlechtert. Doch neun Milliarden Euro erhielten sie als Kompensationszahlungen, heißt es in einem Gutachten für das BMG.
Veröffentlicht:Berlin. Mit der Zahlung von Freihaltepauschalen von insgesamt neun Milliarden Euro hat der Bund die COVID-19-bedingten Erlösausfälle der Krankenhäuser so weitgehend kompensiert, dass die Kliniken 2020 insgesamt mit einem Einnahmenwachstum im unteren einstelligen Bereich rechnen können. Dies geht aus einer Studie der Professoren Boris Augurzky und Reinhard Busse vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen und der TU Berlin im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums hervor.
Die Freihaltepauschalen hatten den Zweck, vorsorglich für COVID-19-Patienten reservierte, aber nicht belegte Betten sowie Pandemie-bedingte Unterauslastungen auszugleichen. Bis zum 12. Juli erhielten Kliniken für jedes nicht belegte Bett pro Tag einen Ausgleich von 560 Euro, danach bis zum 30. September gestaffelte Beträge zwischen 360 und 760 Euro.
Ohne diese Kompensationsleistungen wären die Bruttoerlöse der somatischen Krankenhäuser (ohne das seit 2020 gesondert außerhalb des DRG-Systems finanzierte Pflegebudget) um knapp 6,7 Milliarden Euro auf 51,04 Milliarden Euro (minus 11,3 Prozent) gesunken. Berücksichtigt man, dass als Folge sinkender Fallzahlen auch variable Sachkosten zurückgehen, so wäre eine Minderung der Nettoerlöse um 9,9 Prozent oder 5,69 Milliarden Euro zu erwarten gewesen. Psychiatrische und psychosomatische Kliniken hätten mit einem Erlösrückgang von 842 Millionen Euro rechnen müssen.
Erlössituation zum Vorjahr leicht verbessert
Aufgrund der klinikindividuellen Meldungen von Fehltagen an das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) lassen sich die Summen der Freihaltepauschalen berechnen: rund sieben Milliarden Euro für die somatischen Krankenhäuser und 1,8 Milliarden Euro für die psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken. Das sind insgesamt 8,8 Milliarden Euro, geringfügig weniger als das Bundesamt für Soziale Sicherheit tatsächlich an Kompensationszahlungen (neun Milliarden Euro) geleistet hat. Die Ausgleichszahlungen haben dazu geführt, dass sich die Nettoerlössituation der somatischen Kliniken 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent, in der Psychiatrie/Psychosomatik um 14,4 Prozent verbessert hat. Große Krankenhäuser, die einen überproportionalen Beitrag zur Versorgung von COVID-19-Patienten geleistet haben, profitieren davon aber nur unterdurchschnittlich.(HL)