Plan kritisiert
Diabetes-Strategie fällt bei Ärzten durch
Die geplante nationale Diabetes-Strategie in der Kritik: Trotz guter Ansätze scheut der Plan große Schritte im Kampf gegen Diabetes, bemängeln Ärzte und Fachgesellschaften.
Veröffentlicht:Berlin. Aus Sicht von Ärzten und Fachgesellschaften springt die geplante Diabetes-Strategie der Koalition deutlich zu kurz. Der Antrag wirke im Vergleich zu einem verbindlichen nationalen Diabetesplan „leider nur wie der Spatz in der Hand“, sagte die Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Dr. Nicole Mattig-Fabian, am Donnerstag.
Im Antrag der Koalition fehlten sowohl Zeitvorgaben, bis wann was umgesetzt werden solle, wie auch Antworten auf die Frage, wie die vorgeschlagenen Maßnahmen im Kampf gegen Diabetes finanziert werden sollten, so Mattig-Fabian.
Exklusiv Einigung von Union und SPD
So soll die nationale Diabetes-Strategie aussehen
Verbindliche Zuckerreduktion
Mattig-Fabian sprach vom Koalitionsvorstoß als einer „verpassten Chance“. Die stark steigende Zahl von Diabetespatienten lasse sich so nicht eindämmen. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf Prognosen des Berliner Robert Koch-Instituts. Dort gehe man von bundesweit 12,3 Millionen Diabetespatienten bis 2040 aus.
Die acht Schwerpunkte im Diabetesantrag enthielten zwar „viel Notwendiges“, so Mattig-Fabian. Dazu gehörten ressortübergreifende Ansätze zur Diabetesprävention in den Bereichen Ernährung und Bewegung. „Allerdings werden besonders effektive verhältnispräventive Maßnahmen auf Bevölkerungsebene wie die Reduzierung des Zuckergehalts in Süßgetränken um 50 Prozent und Werbeeinschränkungen für Produkte mit Kinderoptik weiter vernachlässigt.“
Die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) nannte es schade, dass die Prävention von nichtübertragbaren Krankheiten immer noch „individualisierend“ gedacht werde. Es sei belegt, dass Verhältnisprävention auf Bevölkerungsebene am effektivsten sei, sagte DAG-Präsidentin Professorin Martina de Zwaan der „Ärzte Zeitung“ am Donnerstag.
Bei Adipositas Durchbruch
Dass die Koalitionsfraktionen Adipositas nicht nur als maßgeblichen Risikofaktor für Diabetes Typ 2 einstuften, sondern auch als Erkrankung bezeichneten, für die erstmals eine leitliniengerechte Regelversorgung vorgeschlagen werde, sei ein wichtiger Durchbruch, sagte de Zwaan.
„Die Strategie kann Krankenkassen aber nicht dazu verpflichten, Geld für Adipositastherapie auszugeben – dafür ist ein Gesetz nötig.“
Der Geschäftsführer des IKK e.V. Jürgen Hohnl betonte, die Bekämpfung der Volkskrankheiten zähle zu den wichtigsten Handlungsfeldern im Gesundheitswesen: Die Innungskrankenkassen begrüßten deshalb, dass die Koalition eine Nationale Diabetes Strategie auf die Gleise bringen wolle. „Hoffen wir, dass dies im nunmehr dritten Anlauf gelingt.“
Es sei „unverständlich“, dass es die deutsche Politik bislang nicht vermocht hat, hier konsequent eine Handlungsstrategie umzusetzen, kritisierte Hohnl. (hom)