Die SPD und die Zukunft der Hausärzte
Wie funktioniert Versorgung vor Ort? SPD- Abgeordnete haben den Chef des Hessischen Hausärzteverbands Dr. Dieter Conrad besucht.
Veröffentlicht:KASSEL. Neuental im nordhessichen Schwalm-Eder-Kreis, SPD-Kernland. Hier hat Hessens Hausärzteverbandschef Dr. Dieter Conrad seine Praxis.
Dr. Edgar Franke, SPD-Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags, hat sich zum Praxisbesuch angesagt und zwei Parteifreunde aus der Region mitgebracht: den Landtagsabgeordneten Günter Rudolph und Landrats-Vize Winfried Becker.
"Meine Partei steht zur hausarztzentrierten Versorgung", stellt Franke zunächst klar, Hausärzte seien Lotsen, "sie leisten Präventionsarbeit". Anstatt den Hausarztberuf weiter unattraktiv zu machen, wie es die Bundesregierung plane, müssten Hausärzte gestärkt werden, "Ihr Beruf muss attraktiv bleiben!", fordert Franke. Das sind Botschaften, die Conrad zu schätzen weiß.
Im Schwalm-Eder-Kreis sind Ärzte ungleich verteilt - und ein Gegenmittel hat Franke durchaus parat: Hausärzte in unter- oder überversorgten Regionen sollten Zuschläge oder Abschläge im Rahmen der Honorarverteilung erhalten, was auf eine Umverteilung innerhalb der Ärzteschaft hinauslaufen würde.
Überlegungen der FDP im Kreistag, jungen Ärzten den Einstieg in frei werdende Praxen mit Zuschüssen aus dem Etat des Kreises zu versüßen, hat der SPD-Mann erst vor kurzem eine harsche Absage erteilt. Es sei nicht einzusehen, dass der Kreis mit seinen Riesenschulden Freiberufler subventionieren solle, hat Franke argumentiert.
Hausarzt Conrad stellt dann klar, welche Strategien er für vollkommen ungeeignet hält, das Problem Ärztemangel in den Griff zu bekommen. "Die Selbstverwaltung mit ihrer Bedarfsplanung hat versagt", sagt er.
Und er kann auch nicht erkennen, dass eine modifizierte, kleinräumigere Bedarfsplanung Erfolgsaussichten haben könnte. "Was vorher nicht funktioniert hat, wird auch mit veränderten Regelungen nicht funktionieren", erläutert Conrad.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen geändert werden, fordert er, und das müsste mit einer Einschränkung der freien Niederlassung verknüpft sein.
Landrats-Vize Winfried Becker kündigt dann die Einrichtung einer regionalen Gesundheitskonferenz an mit dem Kernziel, die ambulant-stationäre Verzahnung im Kreis zu verbessern.
Einig ist er sich mit seinen Parteifreunden und Hausarzt Conrad, dass ein Wettbewerb auf kommunaler Ebene, bei dem sich etwa Bürgermeister im Gerangel um eine bessere Versorgung vor Ort gegenseitig an die Gurgel gehen, absolut kontraproduktiv wäre.
Das wars dann auch schon. Ein kurzer, intensiver Meinungsaustausch, die SPD-Politiker müssen weiter, ihr Terminkalender ist eng gesteckt. Was bringen solche Gespräche für Hausärzte?
"Wir machen in Hessen eine ruhige und pragmatische Hausarzt-Politik. Unser Ziel sind keine kurzfristigen, spektakulären Erfolge", sagt Conrad. Und: "Wer auf Dauer eine erfolgreiche Berufspolitik machen will, der kann auf den Meinungsaustausch mit den politischen Parteien nicht verzichten."
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