Organspende

Ein Skandal kratzt am Vertrauen

Das Vertrauen in das Organspendewesen hat infolge des Transplantationsskandals gelitten. Eine Umfrage zeigt: Die Bedenken sind groß.

Veröffentlicht:
Trommeln für die Organspende: Sinkt das Vertrauen der Bürger?

Trommeln für die Organspende: Sinkt das Vertrauen der Bürger?

© Arno Burgi / dpa

BERLIN (dpa). Die Bereitschaft zur Organspende ist angesichts des Transplantationsskandals von Göttingen und Regensburg nach einer Umfrage offenbar gesunken.

45 Prozent der Bundesbürger haben Bedenken, sich als Organspender zur Verfügung zu stellen. 42 Prozent teilen die Bedenken allerdings nicht, wie aus der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa hervorgeht.

36 Prozent haben derzeit nicht vor, ihre Bereitschaft zur Organspende zu bekunden. Nur 30 Prozent haben dies vor.

In Befragungen anderer Institute vor einigen Monaten hatten noch rund zwei Drittel angegeben, dass sie sich prinzipiell vorstellen könnten, ein Organ zu spenden. Nur rund ein Fünftel (21 Prozent) wollte laut einer Forsa-Umfrage vom März keine Organentnahme nach dem Tod.

Die jüngsten Ankündigungen von Ärzteschaft, Krankenkassen und Kliniken zielen darauf ab, Vertrauen in der Bevölkerung wiederzugewinnen. Nun sollen Kontrollen und Transparenz Manipulationen verhindern und Vertrauen stärken.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, kündigte derweil eine rasche Umsetzung der am Donnerstag vereinbarten strengeren Regeln an.

"Ich gehe davon aus, dass sich die Zentren schon ab jetzt auf die angekündigten Maßnahmen einstellen und sie umsetzen", sagte er der "Rheinischen Post". "Wir werden das Vertrauen der Bevölkerung in die Organspende wieder herstellen können. Künftig werden Manipulationen schneller auffallen."

In der dpa-Umfrage geben 14 Prozent an, bereits einen Ausweis zur Organspende zu haben. Jeder fünfte weiß noch nicht, ob er sich bereiterklärt, oder macht keine Angaben.

Nach der jüngsten Organspendereform werden die Krankenkassen bald Millionen von Briefen verschicken - die Aktion zielt darauf ab, die Spendebereitschaft deutlich zu erhöhen.

Vor dem Hintergrund der bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten glauben 69 Prozent der Bundesbürger der Umfrage zufolge, dass man in Deutschland mit viel Geld ein Spenderorgan wie Leber, Niere, Lunge oder Herz legal kaufen kann oder dies schneller bekommt. 19 Prozent glauben das nicht.

Professor Günter Kirste, medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), sieht jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Spendenbereitschaft in Deutschland.

"Es gibt keinen dramatischen Abfall bei den Organspende-Zahlen", sagte er am Donnerstagabend in der ARD-Sendung "Beckmann".

Gleichzeitig warnte vor einer Verallgemeinerung der Vorfälle in Göttingen und Regensburg. "Wir haben keinen Organspende-Skandal. Wir haben den Skandal eines einzelnen Menschen, der an zwei Kliniken agiert hat."

Im vergangenen Jahr starben 1104 Patienten in Deutschland, während sie auf Organe warteten. Nur 1315 verstorbenen Spendern konnten - meist mehrere - Organe entnommen werden.

Um die Spendebereitschaft zu verbessern, hatte der Bundestag jüngst die Kassen verpflichtet, ihre Versicherten regelmäßig über die Organspende zu informieren.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Frage der Woche

Machen Regresse Ihnen zu schaffen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Infektionsrisiko

RKI meldet erneut Polioviren in Abwasserproben

EvidenzUpdate-Podcast

Hoffnung und Kollaps – wie Lecanemab uns herausfordert

Lesetipps
Ein sich auftürmender Geldstapel.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

 Hausarzt Werner Kalbfleisch

© Südwest Presse / Verena Eisele

Ende eines jahrelangen Verfahrens vor den Prüfgremien

Hausarzt geht mit XXL-Regress in die Rente

Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert