Arbeitnehmer

Häufiger und länger krankgeschrieben

Jeder sechste Tag, an dem Beschäftigte im Job krankheitsbedingt fehlen, geht auf psychische Erkrankungen zurück. Besonders Arbeitnehmer in den Gesundheitsberufen sind betroffen, wie der BKK-Gesundheitsreport zeigt.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht: | aktualisiert:
Seit 2008 ist die Zahl der Krankentage je Beschäftigten in Deutschland von 12,6 auf 18,5 gestiegen.

Seit 2008 ist die Zahl der Krankentage je Beschäftigten in Deutschland von 12,6 auf 18,5 gestiegen.

© nmann77 / Fotolia

Berlin. Arbeitnehmer sind immer häufiger krankgeschrieben. Die Arbeitsausfälle dauern zudem immer länger. Die Beschäftigten in der Altenpflege und im Gesundheitswesen stehen unter besonderem Druck. Das sind Ergebnisse aus dem neuen BKK-Gesundheitsreport, der am Donnerstag vorgestellt wurde.

Ein Schwerpunkt des Reports sind die psychischen Erkrankungen. 2018 schlugen sie rechnerisch mit 2,9 Fehltagen je Arbeitnehmer zu Buche. Gemessen an allen Fehltagen je Beschäftigten macht das fast jeden sechsten Ausfalltag aus (15,7 Prozent).

Psychische Störungen liegen damit hinter den Muskel-Skelett-Erkrankungen (23,8 Prozent) und den Atemwegserkrankungen (16,4 Prozent) auf Platz drei (siehe nachfolgende Grafik).

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Gesundheitsberufe stark betroffen

Der Blick aufs Detail offenbart, dass Angehörige der Gesundheitsberufe, Erzieher und Sozialarbeiter stark betroffen sind. Im Gesundheits- und Sozialwesen fielen je Beschäftigten knapp vier Arbeitstage aus.

Für die Autoren des Reports ist es „wenig überraschend“, dass vor allen anderen Berufsgruppen die Beschäftigten in der Altenpflege unter „psychosozialem Stress“ leiden. Beleg seien die 5,8 AU-Tage, die rein rechnerisch jeder der mehr als 1,1 Millionen Beschäftigten in der Altenpflege im Jahr 2018 aufweist. Nur Arbeitssuchende sind länger krankgeschrieben, nämlich im Schnitt 15,2 Tage.

Allerdings können Menschen mit einem seelischen Leiden durchaus am Arbeitsleben teilnehmen. Laut Report war nur jeder Achte mit dem Befund „depressive Episode“ (F32) auch tatsächlich arbeitsunfähig.

„Arbeit macht eher gesund als krank“, berichtete Professor Holger Pfaff, Direktor des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität Köln. Zudem ließen sich psychische Störungen in der Arbeitsumgebung „manchmal fast besser erkennen als in einem privaten Kontext“, sagte Dr. Ulrich Birner von der Siemens AG. Merkmale seien das Leistungs- und Sozialverhalten.

Fehltage binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt

In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen dennoch insgesamt mehr als verdoppelt (plus 129,4 Prozent). Die Betroffenen sind mit im Schnitt 37 Tagen je Fall deutlich länger krankgeschrieben als Menschen mit somatischen Erkrankungen. Dieser Wert geht vor allem auf die Langzeiterkrankten zurück.

Groß seien die Fortschritte bei Diagnostik und Therapie: Betroffene würden früher erkannt und behandelt. Zudem nehme die Stigmatisierung psychisch Erkrankter ab.

„Die Mediziner diskutieren offener darüber, aber auch die Menschen mit psychischen Erkrankungen verstecken sich nicht mehr. Früher wurden somatische Folgen wie Migräne und Unwohlsein festgestellt“, kommentiert BKK-Dachverbands-Chef Franz Knieps die Entwicklung.

Grippewelle sorgt für Rekordwert

Seit 2008 ist die Zahl der Krankentage je Beschäftigten in Deutschland um 46,5 Prozent von 12,6 auf 18,5 gestiegen. Jeder versicherungspflichtig Beschäftigte war im vergangenen Jahr 1,44 Mal krankgeschrieben, um 37,7 Prozent häufiger als noch 2008.

Vor allem die Grippewelle des vergangenen Jahres trieb den Krankenstand auf einen Rekordwert von 5,1 Prozent. Das bedeutet, dass von der Soll-Arbeitszeit in den Betrieben gut ein Zwanzigstel ausgefallen ist.

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