Ab November
Hausärzte und BZgA starten Aktion zur Organspende
Ärzte sind wichtige Ansprechpartner für die Menschen in Deutschland, wenn es um das Thema Organspende geht. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor.
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Die Bereitschaft zur Organspende dümpelt in Deutschland auf niedrigem Niveau. Eine Aktion mit Infobroschüren soll das ändern.
© R. Kaltenegger / mauritius images
BERLIN. Fast jeder Vierte (23 Prozent) zwischen 14 und 75 Jahren würde sich bei Gesprächsbedarf zur Organ- und/oder Gewebespende an einen Arzt wenden. Damit kommen die Ärzte zwar nach den Angehörigen und den Ehepartnern, aber noch vor den Freunden als Ansprechpartner infrage.
Das sind Ergebnisse einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt worden ist. Diese Ausgangssituation soll nun genutzt werden, um die in Deutschland auf niedrigem Niveau dümpelnde Organspendebereitschaft anzufachen.
Broschüren für Hausarztpraxen
BZgA-Umfrage
- 15 Prozent der Menschen mit Organspendeausweis haben ihn in der Arztpraxis erhalten.
- 56 Prozent aller Befragten haben eine Entscheidung zur Organspende getroffen.
- 30 Prozent haben ihre Entscheidung im Organspendeausweis dokumentiert.
- 64 Prozent sind mäßig bis schlecht über Organspende informiert.
- 44 Prozent hätten gerne mehr Informationen.
Der Deutsche Hausärzteverband, der Patientenbeauftragte der Bundesregierung und die BZgA haben daher eine auf mehrere Jahre angelegte Zusammenarbeit gestartet. Ab November sollen die Praxen von rund 30.000 Hausärzten dafür mit Informationsmaterial versorgt werden.
Dabei handelt es sich um Broschüren mit Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Organ- und Gewebespende, zum Hirntod und zur korrekten Dokumentation der Entscheidung in einer Patientenverfügung.
"Die Hausärztinnen und Hausärzte kennen ihre Patienten in der Regel über viele Jahre und können sie bei dieser wichtigen Entscheidung begleiten und über die Fakten aufklären", sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, bei der Vorstellung der Aktion am Dienstag in Berlin.
Weigeldt betonte die Neutralität der Ärzte: "Wir sprechen ergebnisoffen mit den Menschen. Es geht nicht um eine Werbekampagne für die Organspende!"
Für die Aufklärungsarbeit benötigten die Ärzte Zeit. Derart sensible Gespräche könne man als Arzt nicht in zwei Minuten abhandeln.
Daher sollte diese Leistung auch irgendwo finanziell abgebildet werden, sagte Weigeldt. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung Dr. Ralf Brauksiepe antwortete lapidar: "Das kriegen wir hin!"
10.000 Menschen auf Warteliste
Rund 10.000 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. 2017 war die Zahl der Organspender erstmals unter 800 im Jahr gesunken (siehe nachfolgende Grafik).
Die Politik hat darauf reagiert. Gesundheitsminister Jens Spahn hat einen Referentenentwurf zur Professionalisierung der Abläufe und besseren Vergütung von Organspenden in den 1246 Entnahmekrankenhäusern vorgelegt. Ziel ist, die neuen Regeln bis Mitte kommenden Jahres in Kraft zu setzen.
Außerdem hat er eine Debatte über einen Systemwechsel angestoßen. Die aktuell gültige Entscheidungslösung soll von einer doppelten Widerspruchslösung abgelöst werden. Die würde bedeuten, dass jeder, der nicht ausdrücklich widersprochen hat, zum möglichen Organspender wird.
Gleichzeitig würde nahen Angehörigen und Ehepartnern das Recht eingeräumt, im Ernstfall einer Organ- oder Gewebespende ihres Verwandten zu widersprechen.
Wir haben den Beitrag aktualisiert und verlängert am 16.10.2018 um 16:06 Uhr.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Organspende im Arztgespräch