Deutscher Hausärztetag
Hausärzte wollen die Primärversorgung nicht teilen
Die Hausärzte wollen die Primärversorgung nicht mit anderen Arztgruppen teilen. Das hat der 39. Deutsche Hausärztetag in Berlin klargestellt.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Hausärzte kündigen energischen Widerstand gegen eine inhaltliche Aushöhlung ihres Berufsstandes an. In einem Leitantrag haben die Delegierten des 39. Deutschen Hausärztetags die ärztliche Selbstverwaltung zu einem klaren Bekenntnis aufgefordert, dass eine qualitativ hochwertige Primärversorgung ausschließlich von Hausärzten sichergestellt werden kann. Zudem forderte der Hausärztetag Selbstverwaltung, Politik und Kostenträger dazu auf, jegliche Versuche zu stoppen, hausärztliche Tätigkeiten zu substituieren.
Folgende Vorschläge von KBV und Ärzteverbänden sowie Pläne des Gesetzgebers lehnen die Hausärzte ab:
- Primärversorgung durch "sogenannte grundversorgende Fachärzte".
- Den Ausschluss der Hausärzte aus der Palliativmedizin über neue "teilweise komplett unsinnige" Qualifikationsanforderungen.
- Die Substitution hausärztlicher Tätigkeiten durch das neue Berufsbild "Physician Assistant".
- Die Übernahme hausärztlicher Tätigkeiten durch psychologische und psychosomatische Psychotherapeuten nach einer gesetzlichen Reform der Psychotherapeutenausbildung.
Diese "Angriffe" machten klar, dass Hausärzte nicht nachlassen dürften, für ihren Beruf zu kämpfen, sagte Verbandsvorsitzender Ulrich Weigeldt. "Ich kann nur davor warnen, die Komplexität der Aufgaben, mit denen sich Hausärzte jeden Tag auseinandersetzen müssen, zu unterschätzen", sagte Weigeldt. Indem sie hausärztliche Kompetenzen kleinredeten, erwiesen Vertreter der Facharztverbände und der KBV der Allgemeinmedizin einen Bärendienst. Das könne fatale Auswirkungen auf die hausärztliche Nachwuchssicherung haben.
Junge Hausärzte seien gut ausgebildet, sagte Dr. Jens Lassen, angehender Hausarzt in Schleswig-Holstein, bei einer Pressekonferenz zum Hausärztetag am Freitag in Berlin. Die palliativmedizinische Betreuung sei explizit Teil der Weiterbildung. Versuche, die Breite des Fachs einzuschränken, seien ärgerlich.
Auf der politische Agenda: die Bedarfsplanung auf dem Land
Zur Eröffnung des Hausärztetags am Donnerstagabend hatte Lutz Stroppe, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, einen Ausblick auf die künftige Legislaturperiode gegeben. Weit oben auf der gesundheitspolitischen Agenda stehe die Bedarfsplanung insbesondere in ländlichen Regionen. Hohe Erwartungen setze das Ministerium auf das Gutachten des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA). Dieses Gutachten wird derzeit erstellt. Die neue Bedarfsplanung soll bis Ende 2018 vorliegen. Ursprünglich hatte der Gesetzgeber dem GBA eine Frist bis Ende 2016 gesetzt.
Stroppe forderte eine zügige Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 ein. Er rief die Ärzte dazu auf, das Ministerium in den Diskussionen mit den Wissenschaftsministerien der Länder zu unterstützen. Schließlich sprach sich der Staatssekretär für eine stärkere Einbindung medizinischer Assistenzberufe in die Versorgung aus.
Deutscher Hausärzteverband
» 30.000 Hausärzte bilden den Deutschen Hausärzteverband.
» 17.000 Hausärzte nehmen an der Hausarztzentrierten Versorgung (HzV) teil.
» 4,5 Millionen Versicherte sind in die HzV eingeschrieben.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hausärzte und ihr Anspruch