Geschwindigkeit statt Prio-Listen
Hausärzteverband für allmähliche Abkehr von Impfpriorisierung
Die Vorgaben der Corona-Impfverordnung sind eindeutig: Geimpft wird nach Priorität absteigend. Doch wenn es bald mehr und mehr Impfstoff gibt, sollte man das überdenken, meint der Hausärzteverbandschef.
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Würde zuerst den 69-Jährigen mit Diabetes und Hypertonie impfen als die 72-jährige Triathletin: Ulrich Weigeldt.
© Sina Schuldt / dpa
Berlin. Der Deutsche Hausärzteverband rät dazu, nach dem breiten Start der Corona-Impfungen in den Praxen niedergelassener Ärzte die Priorisierung beim Impfen mit steigenden Liefermengen der Vakzinen in den Hintergrund treten zu lassen.
„Die Priorisierung war und ist eine gute Leitlinie für die Ärztinnen und Ärzte, solange der Impfstoff noch in geringen Mengen verfügbar ist“, sagte der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag). „Allerdings werden wir bald nicht mehr so sehr auf Zahlen, sondern zunehmend auf die Gesundheit der Menschen schauen müssen“, fügte Weigeldt hinzu.
„Ein Mann von 69 Jahren mit Hypertonus und Diabetes sollte vielleicht eher die Impfung erhalten als eine 72-jährige Triathletin“, sagte der Verbandschef. Wenn die Impfstoffmenge ein bestimmtes Maß überschritten habe, müsse die Priorität sein: „Den zugelassenen Impfstoff schnellstmöglich allen, die können und wollen, zu impfen.“
In der Woche nach Ostern wollen die niedergelassenen Ärzte mit den Impfungen gegen COVID-19 starten. „Am kommenden Mittwoch beginnt – endlich muss man sagen – das Impfen in den Praxen“, hatte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, gesagt.
Allerdings steht in den Praxen zunächst eine sehr begrenzte Menge an Impfstoff zur Verfügung. In der ersten Woche erhalten alle Praxen zusammen 940.000 Impfdosen. Das macht rein rechnerisch nur gut 26 Dosen pro hausärztlicher Praxis. (dpa)