Impfquoten und Booster-Impfung
Holetschek: „Wir brauchen Klarheit bei Daten zum Impfen“
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern treffen weitere Beschlüsse zu Booster-Impfungen gegen COVID-19. Vom Robert Koch-Institut erwartet die Runde klare Aussagen zur Impfquote.
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Der GMK-Vorsitzende, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), kündigte an, dass sich das RKI bei der nächsten virtuellen Runde der Gesundheitsminister zu den Verwerfungen in der Impf-Meldestatistik äußern müsse.
© Sven Hoppe / dpa
Berlin. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat am Montag weitere Beschlüsse zur Impfkampagne gefasst. Sie betreffen Auffrischimpfungen für Menschen mit Immundefizienz und für mit dem Produkt von Johnson&Johnson Geimpfte. Zudem haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern den Weg für eine gleichzeitige Impfung gegen Corona und Influenza freigemacht.
Konkret hat die Konferenz beschlossen, dass Menschen ab 12 Jahren mit einer schweren Immundefizienz ab der vierten Woche nach ihrer zweiten Impfdosis eine dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff angeboten wird.
Damit aber nicht genug. Weil Menschen mit schwerer Immundefizienz trotz Impfung nicht ausreichend gegen COVID-19 geschützt sein können, soll ihnen vier Wochen nach der zweiten und vier Wochen nach der dritten Impfung eine serologische Untersuchung auf spezifische Antikörper angeboten werden.
Booster auch nach Impfung mit Janssen-Vakzine
Das Ergebnis der ersten Antikörpertestung müsse aber nicht abgewartet werden, um eine dritte Impfung zu verabreichen, heißt es in dem Beschluss. Bezahlen soll die Antikörpertests der Bund, der eine Finanzierungsregelung prüfen will.
Eine Auffrischungsimpfung mit einem mRNA-Impfstoff können nun auch Menschen erhalten, die mit dem Impfstoff Janssen von Janssen-Cilag/Johnson&Johnson geimpft wurden. Bis Ende September haben die Arztpraxen und Betriebsärzte rund 2,5 Millionen Dosen dieser Vakzine erhalten.
Die GMK hat zudem grünes Licht für die gleichzeitige Impfung gegen Corona und Influenza gegeben. Aus fachlicher Sicht sei eine weitere Differenzierung von Impfreaktionen zwischen COVID-19-Impfstoffen und anderen Totimpfstoffen nicht mehr notwendig.
Im Anschluss an die Konferenz äußerte sich der GMK-Vorsitzende, Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), zu den Verwerfungen in der Meldestatistik des Robert Koch-Instituts (RKI). Beim nächsten virtuellen GMK-Treffen solle das Institut einen Bericht dazu vorlegen. „Wir brauchen Klarheit und Wahrheit in der Frage der Daten“, so Holetschek.
Neue RKI-Erhebung
Corona-Impfquote ist wohl höher als angenommen
Offenbar mehr Bürger geimpft, als bislang erfasst
In Deutschland sind laut einer neuen RKI-Auswertung offenbar deutlich mehr Menschen geimpft als bisher erfasst. Die neue Schätzung geht davon aus, dass bei den Menschen ab 18 Jahren 84 Prozent einmal geimpft und 80 Prozent bereits vollständig geimpft seien. Das wären annähernd fünf Prozentpunkte mehr als es die offizielle Meldestatistik des RKI ausweist. „Eine Lehre aus der Pandemie wird sein, dass wir bei den Datengrundlagen bis jetzt aus meiner Sicht nicht sehr erfolgreich waren“, sagte Holetschek.
FDP-Gesundheitspolitiker Professor Andrew Ullmann nannte die Erfassung der Impfquoten „ein reines Chaos“. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lenke von seinem „Missmanagement“ ab, sagte Ullmann der „Ärzte Zeitung“ am Dienstag.
Dass die Impfrate höher liege, sei gut, da jede Impfung Leben rette. Unklar sei aber, warum es regional derart große Unterschiede gebe. Eine kommende Bundesregierung müsse dringlich die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranbringen. „Gute Datenerfassung kann Leben retten“, betonte Ullmann.