SARS-CoV-2
KBV schlägt sechs Tage Karenz bis zur AU vor
Versicherte mit leichteren Beschwerden sollen ihren Arbeitgebern erst nach sechs Tagen eine Krankschreibung vorlegen müssen. So will die Kassenärztliche Bundesvereinigung das Infektionsgeschehen in den Arztpraxen entzerren.
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Patientenaushang zum Coronavirus vor einer Arztpraxis: Geht es nach der KBV, sollten einige Patienten im Moment gar nicht in die Praxen.
© Bodo Marks / dpa
Berlin. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sucht nach Wegen, die Infektionsrisiken für Ärzte, Praxispersonal und Patienten in den Praxisräumen möglichst klein zu halten.
In den Arztpraxen gebe es nicht wegen des Coronavirus SARS-CoV-2, sondern aufgrund der Influenza tatsächlich ein hohes Infektionsgeschehen, sagte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Berlin.
Niedergelassene Ärzte sollten hier zum Beispiel mit Infektionssprechstunden gegensteuern. Voraussetzung sei aber, dass die Menschen auch vorher telefonisch Bescheid sagten, wenn sie Beschwerden der oberen Atemwege verspürten.
Wenn es den Ärzten nicht gelinge, Absprachen mit den Patienten zu treffen, dann bestehe die große Gefahr, dass Mitarbeiter im Gesundheitswesen ausfielen und Praxen geschlossen werden müssten.
Praxen müssen Regelbetrieb aufrecht erhalten
Hofmeister regte an, in Unternehmen die Karenzzeit für Krankschreibungen auf sechs Arbeitstage auszuweiten. Arbeitnehmer mit vergleichsweise leichten Symptomen sollten nicht nur wegen eines „gelben Zettels“ in den Praxen aufschlagen müssen.
Die Kassenärztlichen Bundesvereinigung habe als Arbeitgeber diesen Schritt bereits getan. Die Unternehmen, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und letztendlich der Gesetzgeber sollten diesem Schritt folgen, forderte Hofmeister.
Auch wenn das Coronavirus SARS-CoV-2 in den Schlagzeilen ist: In den Arztpraxen und Krankenhäusern beherrschen nach wie vor andere Krankheiten die Agenda. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Arztpraxen, gerade jetzt in der normalen Erkältungs- und Grippesaison, den Regelbetrieb aufrecht erhalten müssen“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen in Berlin.
Bislang gebe es um die 190 bestätigte COVID-19-Fälle in Deutschland. Influenza sei ausweislich des Robert Koch-Instituts im Frühjahr dagegen bereits knapp 100 .000 Mal entdeckt worden. 17 Prozent der Betroffenen seien im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Zehntausende Anrufe beim Bereitschaftsdienst
In der letzten Februarwoche hätten 60 Prozent der Labore in Deutschland 11 .000 Personen auf das Coronavirus getestet. Fündig geworden seien sie bei 157 Betroffenen. Die Zahlen würden derzeit vervollständigt, sagten die KBV-Vertreter.
In Sachen Coronavirus gebe es derzeit mehr „Beratungs- als Behandlungsbedarf“, spitzte Gassen zu. Ablesen lässt sich das unter anderem an der Zahl der Anrufe bei 116117. Am Samstag haben demnach 80 .000 Menschen die Bereitschaftsdienstnummer der Vertragsärzte gewählt, am Sonntag weitere 65 .000.
Umfragen hätten ergeben, dass das Patientenaufkommen in den Arztpraxen höher als sonst gewesen sei. Der Umfang sei „nicht quantifizierbar“, aber aller Wahrscheinlichkeit vor allem auf die „erhebliche Erkältungswelle“ zurückzuführen.
Lediglich eine Handvoll Praxen sei derzeit unter Quarantäne gestellt. Das geschehe nur dann, wenn Mitarbeiter möglicherweise ansteckend sein könnten.