Hessen
KV-Chefs wollen hart bleiben
Zwischenbilanz in Hessen: Seit rund 100 Tagen ist die neue KV-Spitze im Amt. Das Duo gibt sich kämpferisch - gegenüber Kassen und bei der Ablehnung der EBM-Reform der KBV.
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Das Führungs-Duo der KV Hessen: KV-Chef Frank Dastych (rechts) und KV-Vize Dr. Günter Haas.
© Beerheide
FRANKFURT/MAIN. Für die neue Spitze der KV Hessen, die in diesen Tagen rund 100 Tage im Amt ist, steht ein Thema ganz oben auf der Agenda: "Honorare, Honorare, Honorare", erklären beide Vorsitzenden, Frank Dastych und Dr. Günter Haas, unisono.
Im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" betonen die KV-Chefs, dass sie im aktuellen Honorarkonflikt keine Kompromisse eingehen wollen.
Nach erfolglosen Verhandlungen haben sie inzwischen das Schiedsamt angerufen - sie pochen auf ein Honorarplus von 13 Prozent für das Jahr 2013. Eine Forderung, die die Kassen entschieden zurückweisen, sie zweifeln vor allem die Morbiditätsangaben der KV an.
"Die Kassen waren nicht unerfolgreich mit der Taktik, Hessen liegt bundesweit am Ende der Honorartabelle", sagt KV-Vize Haas.
KV-Chef Dastych sieht inzwischen aber einen deutlichen Nachteil für Hessen. "Wir müssen als Gesundheitsstandort Hessen auch wettbewerbsfähig bleiben. Mit welchen Argumenten will man junge Kollegen sonst überzeugen, sich hier niederzulassen?"
Von Kassen und Landespolitik enttäuscht
Der Blick der KV-Chefs geht dabei Richtung Süden - in Bayern und in Baden-Württemberg würden niedergelassene Ärzte deutlich besser bezahlt.
Aus der Enttäuschung über die hessischen Kassen aber auch die Landespolitik macht Facharzt Dastych keinen Hehl: "Je nachdem, was bei den Honorarverhandlungen nun herauskommt, müssen wir uns auch fragen, ob wir noch den Hessenpakt oder eine Kampagne für die Rekrutierung neuer Landärzte mitmachen."
Der Hessische Pakt zur Sicherstellung der Versorgung war 2011im Zuge des Versorgungsstrukturgesetzes vom Landesgesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) gemeinsam mit allen Akteuren im Gesundheitswesen initiiert worden.
Für die zweite Jahreshälfte plant die KV eine Landarztkampagne ähnlich der in Schleswig-Holstein.
Modellrechnungen zum neuen EBM gefordert
Zwar ist der Ärztemangel in Hessen bisher kaum spürbar, die KV will sich aber für die kommenden Jahre rüsten. Bei den aktuellen Modellrechnungen zur künftigen Bedarfsplanung werden neue Sitze für Hausärzte im Norden von Hessen sowie im Odenwald frei - dort, wo schon bald ein Mangel an Hausärzten festzustellen ist.
Allerdings ergibt die Modellrechnung auch Kurioses: Der "Speckgürtel" rund um Frankfurt könnte sich für Hausärzte öffnen - allerdings lehnen KV und Sozialministerium dies ab.
Die KV sieht sich künftig nicht einfachen Verhandlungen mit den Kommunen gegenüber. "Die neue Bedarfsplanung wird bedeuten, dass die Begehrlichkeiten auf einen neuen Arztsitz in den Regionen wachsen", erklärt Hausarzt Haas.
Kämpferisch zeigen sich beide KV-Vorsitzenden auch auf Bundesebene: Ihre Ablehnung gegen die geplante EBM-Reform der KBV bleibe bestehen.
"Es gibt von der Vertreterversammlung klare Aufträge an die hessischen KBV-Vertreter", sagt Haas. Die KV Hessen verlangt von der KBV weiterhin Modellrechnungen zum neuen EBM - diese lägen aber nicht vor. "Wir wollen kein Chaos in Hessen, wir wollen wissen, was auf die hessischen Ärzte zukommt", so Dastych.
Hausarzt Haas sieht noch weitere Probleme auf die KV Hessen zukommen: "Der Impetus der KBV treibt den noch letzten zögerlichen hessischen Hausarzt in die HzV."
Zwar gebe es Gesprächsangebote von KBV-Vize Regina Feldmann, doch auf der Vertreterversammlung der KV Hessen am 25. Mai wird sie die Reform nicht erläutern.
Umzug geplant
Mit Blick auf die KBV-Vertreterversammlung im Vorfeld des Ärztetages vom 28. bis 31. Mai in Hannover erklärt Haas: "Der Kampf, wer die Meinungsführerschaft hat, ist noch nicht ausgetragen."
Auch intern will die KV-Spitze in den kommenden vier Jahren mindestens ein Großprojekt anstoßen: Den Umzug der rund 900 Mitarbeiter vom derzeitigen Bürogebäude in der Nähe der Frankfurter Messe.
Geeignete Immobilien würden derzeit gesucht, so die KV. Die neuen Räumlichkeiten sollen mehr Platz für Beratungen von Ärzten und Berufsverbänden und die Verwaltung bieten.
"Wir wollen damit auch implementieren, dass wir eine Service-KV für unsere Mitglieder werden wollen", erklärt KV-Chef Dastych.