Corona-Pandemie

Klinikärzte wünschen sich behutsame Rückkehr zum Normalbetrieb

Wie die Niedergelassenen wollen auch Klinikärzte, dass die Regelversorgung wieder hochfährt. Eine Umfrage des Marburger Bundes zeigt zudem: Das Problem fehlender Schutzausrüstung ist noch nicht behoben.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Viele Ärzte wünschen sich, langsam wieder in den Regelbetrieb zurückzukehren – hier der Eingangsbereich der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg.

Viele Ärzte wünschen sich, langsam wieder in den Regelbetrieb zurückzukehren – hier der Eingangsbereich der Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg.

© Uwe Anspach/dpa

Berlin. Die Regelversorgung in Krankenhäusern sollte nach Meinung der dort tätigen Ärzte möglichst bald wieder anlaufen. Laut einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Umfrage des Marburger Bundes (MB) unter rund 8700 Mitgliedern möchten mehr als zwei Drittel der befragten Ärzte, dass die Kliniken wieder elektive Eingriffe und Rehabilitation anbieten.

Die meisten Klinikärzte wünschten sich eine Rückkehr in den Normalbetrieb, sagte MB-Vorsitzende Dr. Susanne Johna. Viele ihrer Kollegen wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass zahlreiche Patienten in den vergangenen Wochen nicht operiert werden konnten und jetzt auf einen Termin warteten.

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Rückkehr „mit Augenmaß“

Mehrheitlich seien die Mitglieder aber der Auffassung, dass nicht zu viel auf einmal passieren sollte. Die Rückkehr in den Normalbetrieb solle „behutsam“ und „mit Augenmaß“ erfolgen, zeichnete Johna das Stimmungsbild nach.

Bund und Länder hatten Anfang März entschieden, wegen der Coronavirus-Pandemie planbare Operationen und Aufnahmen in Krankenhäusern bis auf weiteres auszusetzen, um so Behandlungskapazitäten für COVID-19-Patienten freizuhalten. In den vergangenen Tagen hatten einige Länder, darunter Niedersachsen, die Rückkehr zur Regelversorgung in den Kliniken angekündigt. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt dafür geworben, wieder bis zu 70 Prozent der Klinikkapazitäten für elektive Eingriffe zu öffnen.

Arbeitsaufkommen hat sich vielfach verringert

Die weitaus meisten der vom MB befragten Ärzte (57,2 Prozent) gibt an, ihr Arbeitsaufkommen habe seit Beginn der Corona-Krise im März abgenommen. Bei etwa einem Viertel (25,1 Prozent) ist es gleichgeblieben, bei 17,7 Prozent der befragten MB-Mitglieder gestiegen.

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Der Ausnahmecharakter der aktuellen Lage sei auch daran abzulesen, dass mittlerweile immerhin knapp zehn Prozent der angestellten Ärzte von Kurzarbeit betroffen sind, sagte Johna.

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Das Ergebnis komme nicht überraschend, kommentierte die MB-Chefin. Seit Mitte März gebe es deutlich weniger Operationen. Auch das Notfallgeschehen sei rückläufig. Gleichzeitig sei die Anzahl der Patienten, die an COVID-19 erkrankt sind, in den Kliniken niedriger geblieben als zunächst befürchtet.

Überforderung des Systems?

Bei der Frage, ob es wegen der Pandemie zur Überforderung des Gesundheitswesens kommt, ergibt sich ein gespaltenes Meinungsbild: 44 Prozent der Klinikärzte äußert diese Befürchtung. 41 Prozent verneinen das. Das spiegele in etwa die zwiespältige Haltung wider, die es auch in der Gesellschaft bei dem Thema gebe, so Johna.

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Auch schienen Erfahrungen aus den vergangenen Wochen eine wichtige Rolle zu spielen, betonte Johna. So würden vermutlich Ärzte, die erlebt hätten, wie sich der Gesundheitszustand von COVID-19-Patienten von einem auf den anderen Tag verschlechtert hat, die weitere Entwicklung mit größerer Besorgnis sehen als jene, die nicht in der intensivmedizinischen Versorgung tätig seien.

Keinen Zweifel hat das Gros der Klinikärzte laut Umfrage daran, dass man mit dem Virus noch auf längere Zeit wird leben müssen. „Wir müssen lernen, das Leben wieder anlaufen zu lassen und trotzdem mit SARS-CoV-2 klar zu kommen“, zitierte Johna eine per Freitext übermittelte Antwort.

Mangelware Schutzmasken ein „Dauerproblem“

Ein Problem in den Kliniken stellt weiterhin der Mangel an Schutzmaterialien dar. Laut Umfrage äußern sich rund 62 Prozent der Ärzte so – 38 Prozent verneinen es. Am weitaus häufigsten wird die unzureichende Anzahl an Schutzmasken (FFP-2 und FFP-3-Masken) beklagt.

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Gesundheitsminister Spahn hatte zuvor erklärt, Probleme bei der Beschaffung und Bereitstellung von Schutzausrüstung für medizinisches Personal seien weitgehend behoben. „Das können wir in unserer Umfrage nicht bestätigen“, entgegnete MB-Chefin Johna. Obwohl zuletzt viel dafür getan worden sei, Engpässe zu beseitigen, gebe es an der Ärztebasis doch eine verbreitete Skepsis, dass die Schutzausrüstung in den nächsten Wochen und Monaten in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehe.

Zu wenig Testungen des Personals

Leider würden Ärzte und Pflegekräfte in Kliniken auch nach wie vor nicht ausreichend aus SARS-CoV-2 getestet, kritisierte Johna.

Die Frage, wie viele Ärzte und Pflegekräfte infizierte seien, lasse sich daher derzeit nicht sagen. „Dazu fehlen uns weiter sichere Zahlen.“ Das Robert Koch-Institut spricht von mindestens 10.000 infizierten Beschäftigten in Gesundheitseinrichtungen.

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