Welt-Aids-Tag am 1. Dezember

Kunst in den Zeiten von Aids

40 Jahre nach Entdeckung des Aids-Virus zeigen Museen in Marseille, Paris und Straßburg Ausstellungen über die Folgen der Krankheit für Kunst, Kultur und Gesellschaft.

Denis Durand de BousingenVon Denis Durand de Bousingen Veröffentlicht:
Sandy Skoglund, Germs are everywhere, 1984.

Sandy Skoglund, Germs are everywhere, 1984.

© Nicolas Fussler, Musées de Strasbourg

Straßburg. Die Straßburger Ausstellung „In den Zeiten von AIDS“, die bis zum 4. Februar nächsten Jahres im Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst zu sehen ist, beschäftigt sich mit multimedialen Kunstwerken zu Aids und widmet sich vielen Künstlern, die selbst Opfer der Krankheit wurden.

Die Ausstellung beginnt mit einem „Korridor der Zeit“, dessen Wände mit verschiedenen Exponaten wie Zeitschriften, Bücher, Kleidung oder Arzneimittelverpackungen bedeckt sind. Es folgt ein dunkler, mit blauem Licht spärlich beleuchteter Saal. Er erinnert nicht nur an die Diskotheken der 80er-Jahre, in denen das Nachtleben plötzlich zur Gefahr wurde, sondern auch an die Dunkelheit, in der die ganze Gesellschaft am Anfang der Pandemie tappte.

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Verhinderte Künstlergeneration

Viele junge infizierte Künstler erfuhren damals, dass ihre Lebenszeit nun begrenzt war. So wie der Schriftsteller Hervé Guibert, der Tag für Tag den Ablauf der Krankheit durch seinen Körper und seine Seele in bewegenden Texten beschrieb. Sein berühmtester Roman „Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat“, fand auch in Deutschland viele Leser. Guiberts Schriften, die Bilder von Keith Haring oder die Totengesänge Klaus Nomis erinnern an eine Künstlergeneration, die wie Goethes Faust „nur durch die Welt gerannt ist“.

Georges Tony Stoll, Homme-cible, 1999

Georges Tony Stoll, Homme-cible, 1999

© Mathieu Bertola, Musées de Strasbourg

Hinter diesem dunklen Saal öffnet sich ein verstecktes Kabinett, in dem einige damals als obszön zensierte oder verbotene Werke zu sehen sind. Zurück im Licht werden die folgenden Säle rot wie Blut oder weiß wie Samen: farbig und eindrucksvoll sind auch die Bilder und Fotos, die die Krankheit und die Patienten darstellen oder symbolisieren.

1987 wurde die Bewegung Act-Up in New York gegründet. Zwei Jahre später folgte Act-Up Paris. Der Verein sowie viele Künstler hielten provokative Aufklärung für das beste Mittel, um die noch stark verbreiteten Tabus und Vorurteile rund um Aids zu thematisieren. Eine der provokativsten Aktionen von Act-Up war im Jahr 1993 den Obelisken an der Place de la Concorde im Zentrum von Paris mit einem riesigen Kondom zu verhüllen. Damals ein Skandal.

Dokument einer Kulturrevolution

Insgesamt dokumentiert die Ausstellung eine Kulturrevolution, die einen wichtigen Beitrag für ein besseres Verständnis der Krankheit und zur Prävention geleistet hat. TV- und Kinofilme sowie Musik- und Theaterstücke erinnern in der gesamten Straßburger Ausstellung neben Bildern, Skulpturen und Artefakten an die bewegten ersten Jahrzehnte der Aids-Pandemie.

Jedoch ist Aids trotz aller Fortschritte immer noch nicht besiegt. Daran erinnert auch das Museum, das in seiner Haupthalle eine „Sprechstunde“ eingerichtet hat. Dort können Besucher Vereine und Hilfsgruppen treffen, um sich über die Krankheit, dem Schutz vor Ansteckung sowie Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Anzutreffen sind auch Mitarbeiter von öffentlichen Drogenberatungsstellen sowie Heilberufler, die Interessenten weiterhelfen können.

Vom 1. bis 3. Dezember wird die Ausstellung Zentrum einer größeren Veranstaltung zum Thema Aids und Kultur sein, zu der die ganze Bevölkerung kostenlos eingeladen ist.

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