Corona-Pandemie

Laumann sieht Aufnahmestopp in Pflegeheimen kritisch

Angesichts einer steigenden Zahl von SARS-CoV-2-Infektionen gibt es zunehmend Regionen in NRW, die Neuaufnahmen in Alten- und Pflegeheime stoppen. Das aber belaste die Kliniken, kritisiert Landesgesundheitsminister Laumann.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Vorsichtiger Optimismus beim nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU): „Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung“, sagte er am Freitag zur Entwicklung der Corona-Fallzahlen.

Vorsichtiger Optimismus beim nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU): „Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung“, sagte er am Freitag zur Entwicklung der Corona-Fallzahlen.

© dpa

Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hält nichts von Aufnahmestopps in Alten- und Pflegeheimen wegen der Corona-Krise. Wichtiger sind seiner Meinung nach stringente Regeln für die Verlegung älterer Patienten vom Krankenhaus ins Heim.

„Menschen, die vom Krankenhaus ins Heim verlegt werden, müssen im Krankenhaus ausnahmslos getestet werden“, sagte Laumann vor Journalisten in Düsseldorf. Im Heim sollten die Patienten dann 14 Tage isoliert und erneut getestet werden.

Schließung von Heimen schafft neue Kapazitätsprobleme in Kliniken

Angesichts einer steigenden Zahl von Infektionen gibt es zunehmend Regionen, die keine Neuaufnahmen in Alten- und Pflegeheimen mehr zulassen. Dazu gehört auch Köln. Die Stadt hatte mit dem Stopp auf den Tod von insgesamt zwölf Bewohnern von Pflegeheimen reagiert. Er habe keine Möglichkeit, den Gesundheitsämtern eine solche Maßnahme zu verbieten, stellte Laumann klar.

Nach seiner Ansicht schafft die Schließung aber neue Probleme: Was soll mit Menschen passieren, die nach einer stationären Versorgung etwa nach einem Schlaganfall nicht mehr nach Hause zurückkehren könnten? Bleiben sie im Krankenhaus, fehlten dort eventuell die Betten bei einem Peak der COVID-19-Erkrankungen.

„Der Staat muss in die Einrichtungen gucken können“

In 134 vollstationären Pflegeeinrichtungen in NRW gibt es zurzeit 364 Infizierte und 79 Todesfälle. „Das ist der sensibelste Bereich, über den wir reden“, betonte Laumann. Zum Schutz der Bewohner gebe es das absolute Besuchsverbot in den Heimen. Das sei eine sehr einschneidende Maßnahme mit Folgen für die älteren Menschen, aber auch das Pflege- und Betreuungspersonal.

Nach Meinung des Ministers sind jetzt die kommunalen Heimaufsichten gefordert. Die Öffentlichkeit müsse wissen, wie es den Leuten in den Heimen geht. „Ich will die Heime nicht kontrollieren, ich will keine MDK-Prüfungen“, betonte er. „Aber der Staat muss in die Einrichtungen gucken können.“

Am Freitag gab es im bevölkerungsreichsten Bundesland 18 .534 Infizierte und 220 Verstorbene. 1659 Patienten waren in stationärer Behandlung, davon 599 auf der Intensivstation, 480 in der Beatmung. Die Zeit der Verdoppelung der Infektionszahlen habe sich von 8,9 Tagen am Dienstag auf 9,4 Tage verlängert, berichtete er. „Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung.“

Jetzt müsse die Karwoche zeigen, wie die Maßnahmen zur Kontaktreduzierung wirken. Bleibt die Rate bei 9,4 Tagen, werde es Ende des Monats in NRW 136 .000 Infizierte geben. Bei zwölf Tagen wären es 85 .000, bei 15 nur 62 .000. „Das ist ein großer Unterschied für das Gesundheitssystem“, sagte Laumann.

Laumann verteidigt geplantes Epidemie-Gesetz

Er verteidigte das von der schwarz-gelben Landesregierung geplante Epidemie-Gesetz. Man brauche es für die Bewältigung der Krise. Er nannte Beispiele: Das Land müsse einen Überblick darüber haben, wo es welches Schutzmaterial gibt, an welchen Stellen sich außerhalb der Kliniken Beatmungsgeräte befinden. „Wenn wir es für notwendig halten, dass bestimmte Krankenhäuser nur COVID-19-Patienten behandeln und andere nicht, dann muss man das als Ministerium durchsetzen können.“

Wichtig ist ihm auch die Möglichkeit, im Bedarfsfall Ärzte und Pflegende verpflichten zu können, sich an der Versorgung von Patienten zu beteiligen. „Ich muss die Versorgung in jeder Situation mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sicherstellen“, argumentierte Laumann. „Natürlich ist das erst das letzte Mittel, wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft sind.“

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