Kommentar
Medizinische Versorgung light
Die Delegation oder gar Substitution ärztlicher Leistungen ist ein Reizthema. Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle. In der Diskussion wird oft ein falscher Zungenschlag, nämlich der arrogante, gewählt. Pflegekräfte fühlen sich von Ärzten häufig als Hilfskräfte abqualifiziert. Ärzte sehen ihre Arbeit nicht richtig gewürdigt, wenn Politiker meinen, auch Pflegekräfte könnten einfach Ärzte ersetzen.
Der zweite und wichtigere Faktor ist der Ruch der Billigmedizin. Denn es fällt auf, dass Pflegekräfte plötzlich, wie in einem Modellversuch in Rheinland-Pfalz, sogar Therapien anordnen und Entlassgespräche führen sollen, da Ärzte rar und teuer und Finanzmittel knapp sind.
Einige Schritte weiter gedacht bedeutet das vielleicht: Irgendwann können sich nur noch gutverdienende Patienten einen Arzt leisten, der ein umfassendes Medizinstudium und eine gründliche Facharztausbildung absolviert hat. Wer nicht zahlen kann, der erhält dagegen medizinische Versorgung light.
Das wäre ein weiterer krasser Schritt in Richtung Zwei-Klassen-Medizin. Gegen den wehren sich Ärzte nicht nur aus Standesdünkel, sondern aus guten Gründen. Am besten, vor allem für die Patienten, wäre es, wenn Ärzte und ihre Mitarbeiter hier an einem Strang ziehen würden.
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