Neue Zahlen
Organspenden stagnieren auf niedrigem Niveau
Baustellen an allen Ecken und Enden: Die Zahl der Organspender in Deutschland ist nach wie vor dramatisch niedrig. Doch die Deutsche Stiftung Organtransplantation bleibt trotzdem vorsichtig optimistisch.
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Zu wenige Organspender gibt es nach wie vor in Deutschland.
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FRANKFURT/MAIN. Die Zahl der Organspender ist in den ersten zehn Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr von 713 auf 736 leicht angestiegen. Zugleich ist die Zahl der entnommenen Organe (2455) im gleichen Zeitraum gesunken. 2014 wurden bis Ende Oktober noch 2501 Spenderorgane gezählt.
Der dramatische Rückgang an Spendern habe sich nicht fortgesetzt, erläuterte Dr. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), am Donnerstag beim Jahreskongress der Organisation in Frankfurt: "Wir haben eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau mit einem Hoffnungsschimmer am Horizont", sagte er.
Transplantationsbeauftragte im Fokus
Um die Zahl der Spender zu erhöhen, will die DSO verstärkt die Transplantationsbeauftragten in den Fokus rücken. Bundesweit stehen in 1255 Entnahmekrankenhäusern inzwischen 1718 Beauftragte bereit.
Viele von ihnen kämen aus dem Bereich der Intensivmedizin, sagte der Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft und DSO-Stiftungsratsvorsitzende Professor Björn Nashan.
Es sei eine große Herausforderung, für die Beauftragten eine konsequente Förderung, Freistellung und Ausbildung sicherzustellen. Besonders geschult werden muss aus Sicht der DSO eine Schlüsselkompetenz: die Fähigkeit, sensible Gespräche mit potenziellen Spendern und deren Angehörigen professionell zu führen.
Licht am Horizont
Die DSO will in Zukunft ihre Arbeit auch stärker auf die mehr als 1100 Kliniken ohne neurochirurgische Abteilungen fokussieren. Dort kam es 2014 insgesamt nur zu 230 Organspenden. An den 38 Unikliniken wurden hingegen 260 Spenden gezählt.
Aktuelle Analysen hätten aber gezeigt, dass die Gesamtzahl der Gestorbenen mit schwerer Hirnschädigung in den 1100 Basiskrankenhäusern in der Summe höher liegen als in anderen Krankenhäusern.
Die DSO sieht auch hier Licht am Horizont: Im laufenden Jahr sei die Zahl der "organspendebezogenen Kontakte" mit diesen Kliniken deutlich gestiegen.
Große Hoffnungen setzt die DSO auf sogenannte Verfahrensanweisungen, die vom Gesetzgeber vorgeschrieben wurden und am Donnerstag in Kraft getreten sind.
Ziel dieser Anweisungen ist es, Aufgabe und Verantwortlichkeiten im Organspendeprozess in Zukunft präzise zu strukturieren - im Interesse einer größeren Sicherheit und Transparenz.