Versorgungsforschung
Psychotherapie-Richtlinie – wirkt die Reform?
In einem vom Innovationsfonds geförderten Projekt werden die Effekte der 2017 gestarteten Psychotherapie-Richtlinie beleuchtet.
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Haben neue Versorgungsangebote wie die psychotherapeutische Sprechstunde und die psychotherapeutische Akutbehandlung ihre erhoffte Wirkung entfaltet? Das wird in einem Versorgungsforschungsprojekt untersucht.
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Essen. Die Reform der Psychotherapie-Richtlinie war mit hohen Erwartungen verbunden. Gut drei Jahre nach dem Inkrafttreten am 1. April 2017 gehen Wissenschaftler jetzt der Frage nach, ob die Reform wirkt und die ambulante Versorgung der Patienten sich tatsächlich verbessert hat. Dabei nehmen sie sowohl Erwachsene als auch Kinder und Jugendliche in den Blick.
Das Versorgungsforschungs-Projekt „Evaluation der Psychotherapie-Richtlinie“ (Eva PT-RL) läuft über drei Jahre und wird vom Innovationsfonds mit 1,1 Millionen Euro gefördert. Konsortialführer ist der Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen.
Partner sind der AOK-Bundesverband und die Barmer, das Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement, der Berufsverband der Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung sowie die Vereinigung analytischer Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeuten.
Evaluation untersucht Wirksamkeit der neuen Angebote
Die Wissenschaftler wollen herausfinden, ob die neuen Versorgungsangebote wie die psychotherapeutische Sprechstunde und die psychotherapeutische Akutbehandlung, sowie Maßnahmen wie die telefonische Mindesterreichbarkeit der psychotherapeutischen Praxen tatsächlich umgesetzt wurden und die erhoffte Wirkung entfaltet haben.
„Wir untersuchen, ob durch die Reform der Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe wirklich leichter geworden ist“, sagt Projektleiterin Dr. Anke Walendzik vom Lehrstuhl für Medizinmanagement. Zudem wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob sich der Behandlungs- und Versorgungsablauf verbessert hat und dies für die Versicherten spürbar ist, etwa weil sie seltener ins Krankenhaus müssen. „Gibt es Faktoren, die die Umsetzung der neuen Versorgungsbausteine hemmen?“, nennt sie eine weitere Forschungsfrage.
Aufschlüsse sollen die Analyse der Abrechnungsdaten von AOK und Barmer liefern. Hinzu kommen schriftliche Befragungen von Erwachsenen sowie jungen Menschen in psychotherapeutischer Behandlung, Psychotherapeuten für Erwachsene und für Kinder und Jugendliche sowie Hausärzten.
Auch Daten der Terminservicestellen werden einbezogen
Die Wissenschaftler hoffen, jeweils mindestens 420 Teilnehmer in jeder Gruppe gewinnen zu können. Einbezogen werden sollen in Eva PT-RL auch anonymisierte Daten der Terminservicestellen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Bei der Befragung der Hausärzte geht es um die Verweisung an die Psychotherapeuten und die Kommunikation über die weitere Versorgung, erläutert Walendzik.
Auf Basis der Ergebnisse wollen die Wissenschaftler in einem weiteren Schritt Vorschläge zur Weiterentwicklung der Psychotherapie-Richtlinie erarbeiten. „Das wird ein spannendes und schönes Projekt“, sagt sie.