Regionales Psychiatriebudget könnte Erfolgsmodell werden
Im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein werden starre Sektorengrenzen überwunden. Ein Modell für andere Fachgebiete?
Veröffentlicht:ITZEHOE (di). Das Regionale Psychiatriebudget im Kreis Steinburg ist Vorbild für andere Regionen. Nun wird diskutiert, Teile davon auf andere Fachgebiete zu übertragen.
Geeignet sind nach Auffassung von Mit-Initiator Professor Arno Deister Fächer, in denen ganzheitliche Behandlungen über einen längeren Zeitraum erforderlich sind. Als Beispiel nannte Deister die Geriatrie.
Zugleich will der Chefarzt aus dem Klinikum Itzehoe das regionale Psychiatriebudget, das derzeit in fünf schleswig-holsteinischen und in einem Kreis in Thüringen eingeführt ist, weiter entwickeln. Zwar kooperiert man in den Kreisen mit den niedergelassenen Ärzten, eine gemeinsame Budgetverantwortung gibt es aber noch nicht.
"Ich setze auf das Beispiel Itzehoe"
Unterstützung erhält das Modell von Maria Klein-Schmeink. Die Grünen-Politikerin aus Münster will sich als Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages dafür einsetzen, dass die positiven Erfahrungen in den sechs Regionen bei der Neugestaltung des Entgeltsystems der psychiatrischen Versorgung stärker berücksichtigt werden.
"Ich setze auf das Beispiel Itzehoe", sagte die Politikerin nach einer Information im Kreis Steinburg.
Auch 13 Bundesländer haben sich gegenüber dem Bundesgesundheitsministerium dafür ausgesprochen, solche Modellprojekte flächendeckend einzuführen. Nach ihrer Ansicht werden mit den bisher geplanten Änderungen zu wenige Anreize gesetzt, um aus der kostenintensiven stationären Vergütung in der Psychiatrie auszusteigen.
Starren Grenzen werden überwunden
Genau das gelingt nach den bisherigen Ergebnissen mit dem Regionalbudget, das die starren Grenzen zwischen stationärer, tagesklinischer und ambulanter Behandlung überwinden hilft. Die Kassen in den Modellregionen vergeben das Budget für die Behandlung an einen Träger, der sich verpflichtet, die psychiatrische Versorgung zu gewährleisten und selbst entscheidet, ob er einen Patienten voll-, teilstationär oder ambulant behandelt.
Dazu schaltet er nach Bedarf andere Anbieter ein. In Steinburg ist dieser Träger das Klinikum Itzehoe. Im Kreis wird mittlerweile im neunten Jahr mit diesem Modell gearbeitet, die Zahl der Betten wurde um 18 Prozent verringert, die tagesklinischen Plätze um 87 Prozent erhöht.
Die Behandlungstage sanken um 21 Prozent (landesweit elf Prozent), die stationäre Verweildauer um 25 Prozent. Folgen sind eine flexiblere und individuellere Behandlung, stabile Kosten und bessere soziale Integration der Patienten. Mittlerweile wurden rund 17.000 Patienten im Rahmen des Modells behandelt.