Kurz vor einem „Lockdown light“?

SARS-CoV2-Infektionen: Laschet will soziale Kontakte drastisch einschränken

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet geht davon aus, dass am Mittwoch ähnliche Kontaktbeschränkungen wie im März beschlossen werden. Anders sei die Corona-Lage nicht mehr in den Griff zu bekommen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (l.) und Ministerpräsident Armin Laschet (beide CDU) äußeren sich zur aktuellen Lage in der Corona-Pandemie.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (l.) und Ministerpräsident Armin Laschet (beide CDU) äußerten sich am Dienstagnachmittag zur aktuellen Lage in der Corona-Pandemie.

© Henning Kaiser/dpa

Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hält angesichts der exponentiell steigenden Zahl der Infektionen mit SARS-CoV2 die Wiedereinführung eines strengeren Kontaktverbots für notwendig. „Die Lage ist sehr, sehr ernst, und die bisher geltenden Maßnahmen reichen offensichtlich nicht aus, um den Trend zu stoppen“, sagte Laschet nach einer Sitzung des Landeskabinetts vor Journalisten in Düsseldorf.

Lesen Sie dazu auch

„Es kommt jetzt auf ein beherztes Handeln der Politik an“, betonte er mit Blick auf die Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch. Laschets Vermutung: „Es wird ähnliche Kontaktbeschränkungen geben, wie wir sie aus dem Monat März kennen.“

Es sei sehr wichtig, dass bei dem Austausch bundeseinheitliche Regeln verabschiedet werden. „Wir brauchen einheitliche Standards und Konzepte.“ Es seien Regeln notwendig, die für die Bürger Planungssicherheit und für die Behörden Rechtssicherheit schaffen.

Schulen und Kitas sollen offen bleiben

„Der Monat November wird der Monat der Entscheidung.“ Die drastische Reduzierung der sozialen Kontakte solle auf diesen Monat beschränkt werden. Dagegen müssten Schulen und Kitas offen und das wirtschaftliche Leben am Laufen bleiben.

Auch die Altenheime dürfen nach seiner Ansicht nicht wieder geschlossen werden. „Wir brauchen bundesweite Maßnahmen zum Schutz der Verwundbarsten“, forderte er. Schnelltests in den Heimen müssten im November zum Standard werden und für diese vulnerable Gruppe mehr FFP2-Masken zur Verfügung stehen.

NRW steht nach seinen Angaben vor besonderen Herausforderungen, weil es sich um eine der am dichtesten besiedelten Regionen Europas handelt. Für die bereits in der vergangenen Woche angekündigte personelle Aufstockung in den Gesundheitsämtern stellt die Landesregierung 25 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Damit sollen bis zu 800 Stellen finanziert werden, 200 weitere sollen mit Landesbediensteten besetzt werden.

Hören Sie dazu

„Außerdem werden 1000 Bundeswehr-Soldaten den Gesundheitsämtern helfen“, kündigte der Ministerpräsident an. Ziel ist es, die Kontaktpersonennachverfolgung bei Infizierten sicherzustellen.

6,6 Prozent der Tests in NRW sind positiv

Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bezifferte die Zahl der Infizierten im bevölkerungsreichsten Bundesland mit 31.600, die Sieben-Tages-Inzidenz mit 116. Außer Soest gebe es keine Gebietskörperschaft mehr, die unter 50 liegt. „Am meisten Sorgen macht mir, dass zurzeit jeder Infizierte 1,5 andere Menschen ansteckt.“ Acht Prozent der Infizierten in NRW müssen nach seinen Angaben stationär versorgt werden, etwa 2,5 Prozent auf Intensivstationen, 1,4 Prozent werden beatmet.

In der vergangenen Woche sind in NRW 325.000 Menschen getestet worden. 6,6 Prozent des Tests waren positiv, berichtete Laumann. In den Wochen zuvor seien es im Schnitt 2,5 Prozent gewesen.

Zurzeit sind in den Kliniken des Landes nach seinen Angaben 1600 Beatmungsplätze frei. „Aber bei diesen Zahlen können wir nicht ausschließen, dass wir Ende des Jahres an der Grenze des Gesundheitssystems ankommen könnten“, warnte Laumann. Deshalb gehe es jetzt darum, die Kräfte zu bündeln, um mit der Situation verantwortungsvoll umzugehen. Das gelte auch für jeden Einzelnen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Im Jahr 2023 wurden 10,8 Millionen Neuerkrankungen und 1,25 Millionen Todesfälle durch Tuberkulose registriert, mit stark heterogener globaler Verteilung.

© Dr_Microbe/stock.adobe.com

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung