Überlastung der Intensivstationen

Spahn warnt vor gleichzeitiger Corona- und Grippewelle im Herbst

Vor allem Ältere, Vorerkrankte und Schwangere sollten sich gegen Influenza impfen lassen, appelliert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Eine Überlastung der Intensivstationen in den nächsten Monaten sei unbedingt zu vermeiden.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Nach dem Piks: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt in einer Berliner Arztpraxis nach seiner Impfung gegen Grippe seinen gelben Impfpass.

Nach dem Piks: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt in einer Berliner Arztpraxis nach seiner Impfung gegen Grippe seinen gelben Impfpass.

© Kay Nietfeld/dpa-Pool/dpa

Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn hat die Bundesbürger zur Grippeschutzimpfung aufgerufen. Eine zu große Grippewelle in diesem Winter berge das Risiko, Folgen und Belastungen der vierten Corona-Welle noch zu verstärken, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch vor Journalisten in Berlin. Eine Überlastung der Intensivstationen sei „auf jeden Fall“ zu vermeiden.

Weil es im vergangenen Jahr wegen der Corona-Schutzmaßnahmen so gut wie keine Influenza gegeben habe, sei das Risiko einer Infektion in diesem Jahr umso höher, warnte Spahn. Deshalb appelliere er vor allem an ältere Menschen, Schwangere, Vorerkrankte und Angehörige medizinischer Berufe, sich gegen Grippe impfen zu lassen.

Spahn: 27 Millionen Impfdosen stehen bereit

Vergangenes Jahr habe es rund 22 Millionen Schutzimpfungen gegen Influenza gegeben – „so viele wie nie zuvor“, sagte Spahn. Normalerweise seien es um die 17, 18 Millionen Menschen, die sich immunisieren ließen. Dieses Jahr stünden 27 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung – „frühzeitig“ und „mehr als genug“.

Spahn selber hatte sich am Mittwochmorgen bei einem Hausarzt in Berlin-Wedding gegen die Grippe impfen lassen.

Er sei zwar weder vorerkrankt noch älter als 60, habe aber viel Kontakt zu anderen Menschen. Zudem habe er ein „Zeichen“ setzen wollen, dass es dieses Jahr besonders wichtig sei, sich gegen die Grippe impfen zu lassen.

STIKO-Chef beklagt niedrige Impfquoten

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Professor Thomas Mertens, sagte, COVID-19 habe vielen Bundesbürgern klargemacht, dass Impfungen eine „geniale und sehr bedeutende Errungenschaft der Medizin sind“. In Deutschland bewegten sich die Grippe-Impfquoten – auch gemessen an internationalen Empfehlungen – allerdings auf zu niedrigem Niveau.

Aktuell lägen die Impfraten der Über-60-Jährigen bei nur 30 bis 40 Prozent. „Das ist wirklich zu wenig“, kommentierte Mertens. Nach dem Ausbleiben in der vergangenen Saison könne es daher 2021 eine starke Grippewelle geben.

Die STIKO empfiehlt die Grippeimpfung unter anderem für Senioren, chronisch kranke Menschen, Schwangere, medizinisches Personal, pflegende Angehörige sowie Personen mit vielen Kontakten. Seit Anfang des Jahres seien für Menschen über 60 Jahre Hochdosis-Impfstoffe empfohlen.

Corona-Parallelimpfung bei Totimpfstoffen möglich

Mertens betonte, bei Totimpfstoffen könne der Grippeschutz auch zeitgleich mit einer Corona-Impfung vom Arzt gegeben werden – „in den linken und rechten Oberarm“. Wie bei COVID-19 gehe es darum, schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden.

In Kliniken und Pflegeheimen sei Grippeschutz besonders wichtig, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Professor Lothar Wieler. Das gelte sowohl für Beschäftigte als auch für Patienten und Bewohner. „Alle Menschen über 60 sollten nicht nur gegen Influenza und COVID-19, sondern auch gegen Pneumokokken geimpft sein.“ In dieser Altersgruppe seien drei Millionen Menschen auch noch nicht gegen COVID geimpft, warnte Wieler.

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