Lebensmittel

Verbraucherschützer fordert mehr Infos zur Qualität

Verbraucherschützer Klaus Müller mahnt, man könne nur dann höhere Preise für Lebensmittel durchsetzen, wenn die Landwirtschaft bessere Qualität liefere.

Von Sascha Meyer Veröffentlicht:
Wissen wir genug über die Qualität von Lebensmitteln? Verbraucherschützer meinen nein.

Wissen wir genug über die Qualität von Lebensmitteln? Verbraucherschützer meinen nein.

© Jan Woitas/dpa

Berlin. Edelsalami 28 Prozent günstiger, vier Puten-Hacksteaks für 1,59 Euro: Angesichts von Kritik an umstrittenen Billigangeboten für Lebensmittel fordern die Verbraucherzentralen mehr Informationen für Kaufentscheidungen im Supermarkt.

„Der Preis ist keine Orientierung für Qualität“, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller.

Es stimme nicht mehr, dass teure Lebensmittel automatisch gut seien und preiswerte automatisch schlecht. Nötig sei, Verbrauchern das Leben zu erleichtern, sie nicht für dumm zu verkaufen und deutlich zu machen, wo es unterschiedliche Produkt- und Prozessqualitäten gebe.

„Dann werden wir auch eine ausdifferenzierte Zahlungsbereitschaft erleben.“ Der Lebensmittelhandel wies Kritik zurück und betonte, unterschiedliche Qualität sei bereits erkennbar.

Thema bei der Agrar- und Ernährungsmesse Grüne Woche

Zu Lockpreisen etwa für Fleisch ist ein Treffen bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Handelsunternehmen geplant – einen Termin gibt es noch nicht. Mehr Wertschätzung für Lebensmittel ist auch ein Thema bei der Agrar- und Ernährungsmesse Grüne Woche (17. bis 26. Januar) in Berlin.

Hintergrund ist, dass sich viele Verbraucher in Umfragen für mehr Umwelt- und Tierschutz aussprechen. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) und Bauernvertreter weisen aber darauf hin, dass Investitionen dafür finanziert werden müssten. Sie rufen Verbraucher daher auch dazu auf, nicht nur Billigangebote zu kaufen.

Verbraucherschützer Müller kritisierte: „Wenn jahrzehntelang der Handel, aber auch viele Landwirtschaftsfunktionäre gesagt haben, jedes Stück Fleisch, jedes Obst und Gemüse ist gleich gut, dann haben sie Verbrauchern einen Sinn und auch eine Zahlungsbereitschaft für unterschiedliche Qualitäten aberzogen.“

Zudem halte der Markt in seiner Anonymität keine Informationen bereit, wie gut ein Tier gelebt habe oder mit wie viel Pflanzenschutzmitteln Getreide angebaut worden sei.

Man müsse aber beispielsweise erkennen, ob Obst und Gemüse verlässlich aus der Region kommen. Sinnvoll sei auch das geplante staatliche Tierwohl-Kennzeichen für Fleisch aus besserer Tierhaltung.

„Regionalfenster“-Kennzeichnung

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Lebensmittel, Franz-Martin Rausch, sagte der dpa: „Die Kunden können sich sehr wohl über die unterschiedlichen Qualitäten und Produktionsweisen von Lebensmitteln informieren.“

Gerade beim Tierwohl habe der Handel mit einer Haltungskennzeichnung für Fleisch bewiesen, wie man einfach und wirksam über verschiedene Haltungsformen informieren und Kunden eine Orientierungshilfe beim Einkauf geben könne.

Für regionale Produkte gebe es die „Regionalfenster“-Kennzeichnung, die breit genutzt werde. „Dass der Preis keine Orientierung mehr für Qualität sein soll, stimmt nicht.“ Der Mehraufwand, der etwa in ökologisch erzeugten Lebensmitteln stecke, spiegele sich sehr wohl auch im Preis wider.

vzbv-Chef Müller mahnte, man könne auch nur dann höhere Preise durchsetzen, wenn die Landwirtschaft bessere Qualität liefere. Dies betreffe etwa sauberes Trinkwasser, Artenvielfalt und Klimaschutz.

Er betonte zugleich: „Die Preise für Lebensmittel haben gerade in Deutschland in den letzten Jahrzehnten ganz stark dazu beigetragen, dass das Leben für viele Menschen mit kleinem Geldbeutel bezahlbar geblieben ist.“ Dafür gebühre auch den Bauern Anerkennung und Dank. Diese „soziale Dimension“ dürfe man bei allem Verständnis für die Landwirte nicht aus dem Blick lassen. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ergebnis der MINT-Studie

Restriktive Transfusionen könnten nach Infarkt schaden

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Delphi-Expertenkonsens: Übereinstimmung für die Bedeutung einer Supplementierung

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Delphi-Expertenkonsens

Update: wichtige Mikronährstoffe für Schwangerschaft und Stillzeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: P&G Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Ein Kerngedanke von Vision Zero ist, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle immer weiter zu senken und idealerweise gegen Null zu bringen.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Gastbeitrag

Vision Zero in der Onkologie – fangen wir an

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuentwurf eines Gesetzes

Schrumpf-GVSG: Für Schwerpunktpraxen bleibt die Lage schwierig

Lesetipps
Ärztin im Gespräch mit Patientin.

© N_studio / stock.adobe.com

Urteil

Bundesgerichtshof: Kern der ärztlichen Aufklärung immer mündlich

Puzzle eines Gehirnes und eines Kopfes zum Thema Demenz und Alzheimer

© designer491 / Getty Images / iStock

Systematischer Review

Welche Medikamente das Risiko für Demenz beeinflussen könnten