COPSY-Studie

Wie die Corona-Pandemie Kinder psychisch belastet

Die Pandemie verlangt auch Kindern einiges ab. Stecken sie das gut weg? Die COPSY-Studie am UKE lässt erkennen: Nein. Es gibt aber auch Lichtblicke.

Von Christian Beneker Veröffentlicht:
Ein Ergebnis der „COPSY“-Studie: 85 Prozent der Kinder finden die Corona-Krise belastend.

Ein Ergebnis der „COPSY“-Studie: 85 Prozent der Kinder finden die Corona-Krise belastend.

© JenkoAtaman / stock.adobe.com

Hamburg. Kinderseelen leiden besonders unter der Corona-Krise, vor allem, wenn die Kinder aus sozial schwachen Familien kommen. Das hat die zweite Befragung im Rahmen der COPSY-Studie („Corona und Psyche“) des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) ergeben.

Danach haben sich die Lebensqualität und die psychische Gesundheit der befragten Kinder und Jugendlichen noch einmal verschlechtert. Aber die Studie zeigt auch Lichtblicke: Wenn die Familien funktionieren, tragen sie die Kinder durch die Krise.

„Fast jedes dritte Kind zeigt Hinweise auf eine psychische Belastung“, berichtete Professorin Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKE und Leiterin der Studie. „Vor der Pandemie waren es nur 20 Prozent.“ Fast 85 Prozent der Kinder finden die Corona-Krise belastend.

Ängste äußern sich auch in Kopfschmerzen

In der ersten Befragung im Mai und Juni 2020 waren es nur 70 Prozent, so die Studienergebnisse. Vor der Krise lag der Anteil der Kinder mit reduzierter Lebensqualität bei drei von zehn. In der ersten Befragung stieg dieser Anteil auf sechs von zehn und in der zweiten Befragung schließlich auf sieben von zehn. Wie schon während der ersten Befragung leidet fast jedes dritte Kind auch zehn Monate nach Beginn der Pandemie noch unter psychischen Auffälligkeiten.

Wenn eine Familie stabile Beziehungen bietet, wenn sich die Kinder aufgehoben und geschätzt erleben, dann gucken sie auch optimistischer in die Zukunft.

Professor Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin „COPSY“-Studie

„Wir stellten Ängste und Sorgen fest, Kopfweh und Niedergeschlagenheit“, so Ravens-Sieberer. Zugleich habe sich das Gesundheitsverhalten der Kinder verschlechtert: Doppelt so viele Kinder wie bei der ersten Befragung gaben an, keinen Sport mehr zu machen, 40 Prozent berichteten, überhaupt keine Bewegung mehr zu haben. Stattdessen verbringen sie immer mehr Zeit mit dem Smartphone, oder am PC – auch wegen des Home-Schoolings.

Die Wissenschaftler hatten angenommen, dass die Kinder sich an die Unsicherheit der Situation gewöhnen würden. „Das war aber nicht der Fall“, erklärte die Studienleiterin. „Unsicherheit kann man schwer adaptieren.“ Die Situation falle in den Schulen nicht mehr auf, weil sie geschlossen sind. Umso mehr bemerken die Kinderärzte, wie niedergeschlagen die Kinder sind.

Schlechte Stimmung in Familien

Besonders betroffen sind Kinder aus sozial schwachen Familien, vor allem, wenn die Eltern selbst erkrankt sind oder die Familien in engen Wohnungen leben, finden die Kinder wenig Unterstützung von ihrem sozialen Umfeld. Wut, Aggressionen und psychosomatische Beschwerden haben zugenommen.

Insgesamt sei die Stimmung in den Familien schlechter geworden. 40 Prozent der Befragten gaben an, dass auch das Verhältnis zu den Freunden schlechter geworden ist. Dabei ist es offenbar der gute Familienzusammenhalt, der den betroffenen Kindern helfen kann, so Ravens-Sieberer. „Wenn eine Familie stabile Beziehungen bietet, wenn sich die Kinder aufgehoben und geschätzt erleben, dann gucken sie auch optimistischer in die Zukunft.“

In der COPSY-Studie untersuchen die UKE-Forscher die Folgen der Corona-Pandemie auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Sie haben dafür von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar 2021 mehr als 1000 Kinder und Jugendliche und mehr als 1600 Eltern mittels Online-Fragebogen befragt.

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