Interview mit Dr. Eckhard Starke
Wir wollen mit Partnerpraxen einen Quantensprung machen!
Mit Partnerpraxen werden in Hessen Patienten in die ambulante Ebene gelotst. Im Interview sagt KV-Vize Dr. Eckhard Starke, warum das besser ist als „manch andere Idee“.
Veröffentlicht:Ärzte Zeitung: Herr Dr. Starke, die Partnerpraxen sind ein Projekt der KV Hessen. Wie kam es dazu, dass Sie das Modell entwickelt haben?
Dr. Eckhard Starke: Wir haben das Partnerpraxenmodell vor knapp drei Jahren in die Diskussion gebracht, weil wir vor der Notwendigkeit standen, den Kliniken zu sagen, wohin sie Patienten schicken können, die nicht in einem Krankenhaus behandelt werden.
Wir konnten natürlich nicht erwarten, dass die Kliniken diese Patienten einfach auf die Straße setzen. Aus diesem Wunsch ist das Modell entstanden, an dem sich im Moment 500 Arztpraxen in Hessen auf freiwilliger Basis beteiligen.

© (c) Carolina Ramirez/KV Hessen
Dr. Eckhard Starke
- Stellv. Vorstandsvorsitzender der KV Hessen
- Facharzt für Allgemeinmedizin, niedergelassen in Offenbach
Das Modell sieht vor, dass Praxen sich in Städten im Umkreis von fünf Kilometern und auf dem Land von zehn Kilometern um ein Krankenhaus als Partnerpraxis registrieren können. Es ist quasi eine kollegiale Vernetzung?
Das ist richtig. Und die Kliniken erhalten regelmäßig von der Krankenhausgesellschaft aktualisierte Listen über die teilnehmenden Praxen, damit sie wissen, in welche Praxen sie Patienten schicken können, die nicht unbedingt einer stationären Behandlung bedürfen oder die gar keinen Hausarzt haben.
Wir sind inzwischen auch interessiert an Arztpraxen, die etwas weiter von der Klinik entfernt sind, weil wir das Modell ausbauen wollen.
Wäre es im Zuge der Notfallreform nicht denkbar, Ihr hessisches Modell bundesweit auszurollen? Immerhin wissen ja die KVen über die Terminservicestellen schon heute, welche Praxen geöffnet haben.
Genau. Es ist völlig illusorisch zu glauben, dass durch ein Integriertes Notfallzentrum weniger Patienten in eine Klinik kommen. Es werden mehr Patienten, weil viele Patienten gar keinen Hausarzt als Ansprechpartner mehr haben.
Wenn wir wollen, dass Kliniken entlastet werden und die ambulante Versorgung für ambulante Fälle zuständig ist, dann müssen wir das Partnerpraxenmodell ausbauen und brauchen eine engere Vernetzung zwischen Rettungsdiensten, Krankenhäusern und Praxen.
An dieser Stelle wollen wir mit einem Modellprojekt ansetzen, das wir im März der Öffentlichkeit vorstellen werden.
Sie möchten Ihr Partnerpraxenmodell in die rettungsdienstliche Versorgung mit einbeziehen?
Genau, das ist eigentlich die Lösung, zumal wir ohnehin froh sind über jeden Arzt, der sich niederlässt, und wir diese Integrierten Notfallzentren gar nicht mit dem nötigen Personal ausstatten können.
Wie könnte die Lösung aussehen?
Ich bitte an dieser Stelle noch um ein wenig Geduld, da wir das Modell erst im März vorstellen wollen und bis dahin in zahlreichen Gesprächen versuchen, die politische Unterstützung zu verbreitern.
Eins kann ich aber sagen: Unser Modell setzt auf digitale Vernetzung und die Überwindung von Sektorengrenzen und ist damit viel praxisnäher, als manch andere im Moment diskutierte Idee.
Ich will nicht zu viel versprechen, bin aber überzeugt davon, dass wir mit unserem Konzept einen wirklichen Quantensprung in der Versorgung und der Zusammenarbeit zwischen ambulantem und stationärem Sektor machen können.
Vielen Dank für das Gespräch!