Kommentar zum Medikationsplan

Anstoß für mehr Sicherheit

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Im Vorfeld der Verabschiedung des E-Health-Gesetzes ist vor allem der Medikationsplan immer wieder kritisiert worden: Nach fast 15 Jahren Vorbereitung auf eine Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit mit Hilfe der EDV ist (vorerst) nur ein Medikationsplan auf Papier herausgekommen.

Sicher, man hätte sich technisch mehr wünschen können, als dass Patienten, die drei oder mehr Arzneimittel anwenden, ab Oktober Anspruch auf ein Stück Papier haben, auf dem die eingenommenen Arzneimittel stehen. Doch sollte das Erreichte nicht ins Lächerliche gezogen werden.

Die Prozesse, die über den Anspruch auf den Medikationsplan in den Praxen angestoßen werden, sind nicht trivial. Vor allem am Empfang wird sich einiges ändern, wenn Patienten jetzt nicht nur Chipkarte und Überweisung, sondern auch noch einen Medikationsplan mitbringen.

Insofern bringt der Gesetzgeber einiges in Bewegung. Das ist um so wichtiger, weil Ärzte in vielen Praxisprogrammen auch bisher schon die Möglichkeit haben, Medikationspläne anzulegen. Dies wird bislang aber im eng getakteten Praxisalltag kaum genutzt.

Entscheidend ist jetzt, dass die Umsetzung des Medikationsplans durch die Selbstverwaltung, die noch im April zu erwarten ist, praxistauglich ausfällt.

Lesen Sie dazu auch: E-Health-Gesetz: Medikationsplan bringt neue Abläufe

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Dr. Thomas Georg Schätzler 20.04.201622:53 Uhr

Papier ist geduldig?

Es wäre schon viel gewonnen, wenn den Patienten/-innen das GKV-Rezept der Vertragsärzte nach Muster 16 mit essenziellen Informationen für ihre Behandlung in den Apotheken im Zeitalter von online-Übertragung an EDV-Apotheken-Rechenzentren nicht einfach weggenommen werden würde.

D a s, und nichts anderes, ist die eigentliche Ursache für die Notwendigkeit von Medikamentenplänen! Der Patient verlässt nach mehreren Arztbesuchen die Apotheke mit mehreren Pillenschachteln und rätselt zu Hause, wer aus verschiedene Fachrichtungen ihm das alles wohl verschrieben hat?

Die Tabletten-Umverpackungen, auf denen die Apotheken die ärztlichen Einnahme-Anweisungen (hoffentlich!) vermerkt haben, landen bei vielen Patienten jetzt schon vorzeitig im Altpapier-Container. Schriftliche Medikamentenpläne werden dasselbe Schicksal erleben.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Hauke Gerlof 19.04.201619:43 Uhr

Die Patienten haben die Medikationspläne oft nicht dabei

Ein Leser, der sich per E-Mail gemeldet hat, sieht den Kommentar zum Medikationsplan eher kritisch, weil die Patienten nicht mitmachen:

Ihr „Anstoß für mehr Sicherheit“ veranlasst mich, Ihnen zu schreiben. In meiner fachärztlich-internistischen Praxis bekommen Patienten bei Polymedikation seit über 20 Jahren einen auf Papier ausgedruckten Medikationsplan mit. Auch bei den überweisenden Hausärzten ist das in unserer Region (Rhein-Neckar-Kreis) absolut gängiges Vorgehen. Nur haben bis zu 50% der Patienten, wenn Sie zu mir kamen, das Papier nicht dabeigehabt. Da wird auch der Gesetzgeber nichts dran ändern.
Ohnehin finde ich, der Staat sollte nicht so viel hineinreg(ul)ieren. Das sieht man doch an den Terminservicestellen derzeit. Nur populistisch heiße Luft. Bei Milliarden Arztkontakten im Jahr werden schätzungsweise 0,0001 Promille hierüber vermittelt. In der freien Wirtschaft wird so ein Unsinn sofort eingestellt. Aber hier zahlen es ja die Niedergelassenen. Da kann man ganz ungeniert weiterwurschteln.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hans Koppenhöfer

Hauke Gerlof 19.04.201619:36 Uhr

Medikationspläne sind in Sachsen-Anhalt "good clinical practice"

Zu dem Kommentar erreichte uns per E-Mail ein Leserbrief aus einer Diabetologenpraxis:

Sehr geehrter Herr Gerlof,
Ihrem Kommentar in der Ärztezeitung vom 18.4.16 zum E-Health-Gesetz und Medikationsplan auf Papier
muss ich in der Wahrnehmung entschieden widersprechen.
Sie schreiben " Medikationspläne anzulegen ... wird bisher im eng getakteten Praxisalltag kaum genutzt".

Da wir in unserer Praxis in Haldensleben und Magdeburg als Diabetologen sowohl Hausärzte sind als
auch bis zu 80% Patienten von Hausärzten überwiesen bekommen und viele multimorbide Patienten mit
bis zu 10-12 Medikamenten betreuen, können wir dies beurteilen.
Seit 17 Jahren bekommen unsere Patienten bei jeder Änderung der Medikation einen aktuellen Medikamentenplan
aus der Praxis-EDV ausgedruckt und mitgegeben.

Genau in der Frage des aktuell geführten Medikationsplanes und Infomationsflusses vom Hausarzt zur spezialisierten
Versorgungsebene trennt sich die Spreu vom Weizen. Gut strukturierte Hausarztpraxen geben aktuelle Medikationspläne
und Vorbefunde für den Nachbehandler mit (ca. 40%), bei anderen kann man den Patienten nur um die
Brown-Bag-Methode bitten, alle eingenommenen Med. mitzubringen. Das hat im übrigen nichts mit der Größe der
Praxis zu tun. Hausarztpraxen in Sachsen-Anhalt versorgen im Durchschnitt 1100 Patienten im Quartal.
Gerade Großpraxen zeichnen sich durch ein gut strukturiertes Qualitätsmanagement aus.

Also aktuelle Medikationspläne sind in meiner Wahrnehmung in Sachsen-Anhalt "good clinical practice".


Antje Weichard
FÄ für Allgemeinmedizin
Diabetologin
Diabetes-Schwerpunktpraxis
üBAG Dr.Großer/Weichard
Klinggraben 7a
39340 Haldensleben

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