Ausbildung
Berufsverbände wollen digitale Kompetenzen der Auszubildenden stärken
Sowohl bei den Pflegeberufen als auch bei den MFA setzt die Ausbildung immer mehr auf digitale Elemente. Elektronische Dokumentationen sind bereits fester Bestandteil.
Veröffentlicht:Berlin. Wie ist es um die Digitalisierung in der Ausbildung bestellt? Wenn es nach der Bundesregierung geht, sollen Auszubildende in Deutschland stärker mit digitaler Technik vertraut gemacht werden.
„Wir reden immer sehr viel über die Digitalisierung der Schulen und Hochschulen“, sagte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Freitag in Berlin. „Genau so große Aufmerksamkeit müssen wir aber auch darauf legen, dass die berufliche Ausbildung immer auf der Höhe der Zeit ist und auch mit der Digitalisierung Schritt hält.“
Karliczek sagte, für die Fachkräfte der Zukunft sei moderne berufliche Bildung nötig. Die Digitalisierung müsse in die Breite der beruflichen Ausbildung getragen werden. „Auch der Unterricht an den Berufsschulen muss der Digitalisierung der Arbeitswelt entsprechen.“
Gewerkschaften hatten der Politik immer wieder vorgeworfen, zu wenig in Berufsschulen zu investieren. Dort ist die Ausstattung aus Gewerkschaftssicht deshalb auf einem oft veralteten Stand.
Pflegesituationen am Bildschirm simulieren
Peter Tackenberg, stellvertretender Geschäftsführer beim Berufsverband für Pflegeberufe, sagte auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“, dass sich an den vielen Pflegeschulen in den vergangenen Monaten viel getan habe. „Die Berufsschulen haben in dieser Hinsicht Riesenschritte gemacht. Es wird fast überall großen Wert auf digitale Unterrichtsinhalte gelegt.“
Unter anderem sei die elektronische Pflegedokumentation inzwischen fester Bestandteil des Ausbildungsalltags. Es sei wichtig, dass die Auszubildenden die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen erwürben, um in der Praxis E-Health-Anwendungen zu nutzen. Sogenannte „Skill Labs“ ermöglichten den Pflegeschülern schon heute, beispielsweise in simulierten Notfallsituationen digital gestützt zu lernen.
Tätigkeiten wie das Lagern und Mobilisieren von Patienten ließen sich auch mit Hilfe der Videos aneignen und auswerten. „Das ist keine Science Fiction.“
Gezielte Informationsbeschaffung im Netz
Auch die Medizinischen Fachangestellten (MFA) sehen sich mit dem digitalen Wandel in der Ausbildung konfrontiert. Karin Becker-Oevermann, Vizepräsidentin des MFA-Fachverbandes, betont, dass „im dualen System der Berufsausbildung neben der Berufsschule und der Arztpraxis der virtuelle Raum zu einem dritten Lernraum geworden ist, der zukünftig unbedingt in die berufliche Ausbildung einbezogen werden muss.“
Vor allem müssten Auszubildende lernen, im Internet gezielt nach Informationen zu suchen. Finde digitale Informationsbeschaffung ohne Anleitung statt, dann könnten sich die Auszubildenden schnell zeitlich und fachlich verzetteln und seien überfordert. Die Fachkräfte in den Praxen seien ebenfalls gefordert, sich mit dem Thema zu beschäftigen, schließlich kümmerten sie sich ja vor Ort um die Auszubildenden.
Um digitale Kompetenzen zu stärken, gibt es beispielsweise ein vom Bund initiiertes Online-Berichtsheft, in dem die künftigen MFA ihre Ausbildungsinhalte elektronisch dokumentieren. Dieses Angebot können auch Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen nutzen. Becker-Oevermann weist außerdem darauf hin, dass derzeit an der Novellierung der Ausbildungsordnung für Zahnmedizinische Fachangestellte gearbeitet wird.
Darin soll es auch um die digitale Arbeitswelt gehen. Diese soll „handlungsorientiert in die zu vermittelnden Lerninhalte integriert“ werden, so die Vizepräsidentin. (kaha/dpa)