Kommunale Praxen

Büsum legt mit Ärztezentrum los

Zwei Gemeinden im Norden gehen neue Wege: Büsum und Michaelisdonn wollen Ärztezentren in eigener Hand betreiben - junge Ärzte zeigen Interesse.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Yachthafen von Büsum: Die Gemeinde will ein kommunales Ärztezentrum starten.

Yachthafen von Büsum: Die Gemeinde will ein kommunales Ärztezentrum starten.

© Petra Schumacher / dpa

BÜSUM. Grünes Licht für die ersten Ärztezentren als kommunale Eigeneinrichtungen: Die Gemeinden Büsum und St. Michaelisdonn haben diese Woche Grundsatzentscheidungen für den Betrieb solcher Zentren in eigener Trägerschaft getroffen. Die Ärztegenossenschaft soll dafür ein Gesamtkonzept erstellen.

Im Laufe der nächsten beiden Jahre könnten damit die ersten Gemeinden als Träger von Ärztezentren aktiv werden. Weitere Gemeinden könnten folgen: Auch in Marne und Lunden wird derzeit über ein solches Konzept diskutiert.

Die KV Schleswig-Holstein hält acht bis neun solcher kommunalen Eigeneinrichtungen im Norden für möglich und hat bereits Fördermöglichkeiten verabschiedet.

Besonders in Büsum ist man optimistisch, dass sich für ein solches Zentrum Ärzte finden. Bürgermeister Maik Schwartau verzeichnet seit rund zehn Tagen hohe Resonanz. "Ich bin zuversichtlich. Es haben schon junge Ärzte nachgefragt", sagte Schwartau.

Seit die "Ärzte Zeitung" vor zehn Tagen erstmals über die Planungen berichtete, hat sich die Nachfrage bei ihm verstärkt. Wie die Gemeinde ein solches Zentrum finanziert, ist noch offen. Der stark verschuldete Ort steht unter Kommunalaufsicht und muss sich größere Investitionen genehmigen lassen.

Schwartau schätzt die Investitionskosten für ein Zentrum mit vier hausärztlichen Sitzen inklusive Einrichtung auf 2,5 Millionen Euro. Er sieht dieses Geld aber gut angelegt, weil die medizinische Versorgung hilft, den Ort attraktiv zu machen.

Mögliche Ärzte schon in Sicht

Büsum ist ein Urlaubsort mit 5000 Einwohnern. In den Sommerwochen wächst der Ort auf rund 20.000 Menschen, für die derzeit fünf Hausärzte die ambulante Versorgung übernehmen.

Von ihnen hat nur Dr. Arno Lindemann einen Nachfolger in Aussicht - seinen Sohn. Beide können sich vorstellen, mit eigener Zulassung weiterhin selbstständig, aber im kommunalen Eigenbetrieb zu arbeiten.

Lindemanns Kollege Georg Klemm ist bereits 67 Jahre alt und hält die Lösung mit angestellten Ärzten für den Nachwuchs für interessant. "Das ist eine gute Möglichkeit, wirtschaftliche Verantwortung in professionelle Hände zu legen", sagt Klemm.

Der seit 35 Jahren im Ort niedergelassene Allgemeinmediziner sieht derzeit keine Alternative zur kommunalen Eigeneinrichtung. Er hat sich bislang vergeblich um einen Nachfolger bemüht.

Ein möglicher Kandidat für ein Ärztezentrum in kommunaler Trägerschaft ist der 36-jährige Marc Voßkämper. Der angehende Allgemeinmediziner beendet im Sommer seine Weiterbildung im Heider Westküstenklinikum. "Es gibt viele Angebote. Ich könnte mir vorstellen, in einem solchen Zentrum zu arbeiten", sagt er.

Auch eine Leitungsfunktion mit wirtschaftlicher Verantwortung würde ihn reizen. Mit Voßkämper beenden noch drei weitere angehende Allgemeinärzte 2014 ihre Weiterbildung im WKK. Alle sind nach seiner Einschätzung aufgeschlossen für eine Anstellung in der ambulanten Medizin in der Region - nicht aber für eine Einzelpraxis und die entsprechenden Investitionskosten.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommunen am Start

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