Fukushima

Erkrankter Mitarbeiter klagt gegen Tepco

Ein verstrahlter, an mehreren Krebsarten erkrankter Ex-Angestellter klagt auf 480.000 Euro Schadenersatz.

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FUKUSHIMA/SAPPORO/TOKIO. Im Nachgang zur Havarie des nordostjapanischen Atomkraftwerks Fukushima Daiichi am 11. März 2011 verklagt nun erstmals ein früherer Arbeiter der Betreiberfirma Tokyo Electric Power Company (Tepco) den Atomkonzern und ein Subunternehmen, nachdem bei ihm mehrere Krebserkrankungen diagnostiziert wurden.

Darauf weist die atomkritische Organisation Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) unter Berufung auf entsprechende japanische Medienberichte hin. Demnach hatte der 57-jährige Mann rund um die havarierten Atomreaktoren Aufräumarbeiten durchgeführt. Bei dem Schadenersatzprozess vor dem Bezirksgericht in Sapporo gehe es um 65 Millionen Yen (rund 480.000 Euro).

Seinem Rechtsanwalt zufolge sei es der erste japanische Rechtsstreit, bei dem die Entstehung einer Krebserkrankung in Zusammenhang mit Arbeiten auf dem Gelände von Fukushima Daiichi gebracht wird. Es könne davon ausgegangen werden, dass noch viele weitere ähnliche Fälle folgen werden.

Der aktuelle Kläger war laut IPPNW ab Juli 2011 vier Monate lang auf dem Gelände des Atomkraftwerks an Aufräumarbeiten beteiligt. Neben der Steuerung schwerer Maschinen habe der Mann der Klage zufolge hochgradig kontaminierten Schutt mit der Hand abräumen müssen.

Im Juni 2012 sei bei ihm Blasenkrebs, im März 2013 Magenkrebs und im Mai 2013 Darmkrebs diagnostiziert worden. Aufzeichnungen zufolge sei er während der vier Monate in Fukushima einer Strahlendosis von 56,41 Millisievert (mSv) exponiert gewesen. Nach Aussage des Mannes müsse die Dosisbelastung aber über 100 mSv gelegen haben, da er gelegentlich ohne Dosimeter gearbeitet habe.

Auf diese Weise sollten die Aufzeichnungen unter dem gesetzlichen Limit bleiben, behauptet er. Bei einer Dosisbelastung von 100 mSv gehe man selbst von offizieller Seite von einem erhöhten Krebsrisiko aus.

Im September trafen, so IPPNW, im Tepco-Headquarter in Tokio weitere Vorladungen vor Gericht ein. Darunter sei eine Sammelklage von 117 Bürgern aus der Stadt Namie eröffnet worden. Die Stadt war durch die Reaktorkatastrophe schwer verstrahlt und von der japanischen Regierung für unabsehbare Zeit für unbewohnbar deklariert worden.

Nun klagten betroffene Familien auf 6,5 Milliarden Yen (rund 48 Millionen Euro) Schadensersatz und forderten eine vollständige Dekontamination ihrer Heimatstadt. Dies stellte die erste Sammelklage von Anwohnern einer "difficult-to-return zone" dar. Viele weitere werden vermutlich folgen. (maw)

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