Neobank
Geht es auch nachhaltig? Tomorrow will ethisch und ökologisch korrektes Banking anbieten
„Was macht Ihr Geld auf einem Bio-Bauernhof? Sinn.“, warb die GLS Bank Anfang des letzten Jahrzehnts für nachhaltiges Investieren. Nun versucht das Unternehmen Tomorrow Nachhaltigkeit mit neuester Technik zu verbinden. „Geld hat eine Wirkung, es arbeitet“, sagte Jakob Berndt, Mitgründer von Tomorrow beim Gründerfestival z2x. Berndt war Mitbegründer von der Fairtrade-Limo Lemonaid, jetzt macht er in Banken. Tomorrow verspricht, nur in ethisch korrekte Anlagen zu investieren.
Um die Auswirkungen seines Kontos bei Tomorrow erlebbar zu machen, existiert in der App der Bereich „Impact“. So sind beispielsweise bisher knapp sechs Millionen Euro in soziale Wohnungsprojekte oder 10 Millionen Euro der etwa 64.000 Kundeneinlagen in Green Bonds von NRW investiert worden – also größtenteils in den Ausbau erneuerbarer Energien wie Investitionen in Photovoltaik- oder Windkraft-Anlagen in dem Bundesland. Daneben gibt Tomorrow an, mit den Kundeneinlagen an über 2000 Kunden weltweit Mikrokredite von insgesamt 50.000 Euro vergeben zu haben. Mit dem Geld können Menschen mit geringen finanziellen Mitteln Kredite aufnehmen, um beispielsweise neue Landwirtschaftsgeräte zu kaufen oder sich fortzubilden.
Tomorrow will insbesondere Menschen in Asien und Südamerika so Hilfe zur Selbsthilfe bieten. „Geld soll nicht Teil des Problems, sondern der Lösung sein“, sagt Berndt inbrünstig bei z2x: „Genauso wie Geld Rüstung finanzieren kann, kann es auch Biolandwirtschaft, E-Mobilität oder Social Business-Startups finanzieren: Man muss es nur dahinlenken“.
Gutes Konzept oder nur gut für das ökologische Gewissen?
Auch das ökologische Gewissen möchte Tomorrow bedienen und verspricht, dass der Kunde mit jeder Kartenzahlung zum Schutz des Regenwaldes beiträgt: Der Gewinn aus der Intercharging-Fee, den ein Händler an die Bank zahlt, geht in ein Waldschutzprojekt von ClimatePartner. So leitet Tomorrow nach eigenen Angaben von den 0,2 Prozent Gebühren, die der Händler pro Kartenzahlung an die Neobank zahlt, den Gewinn von 0,13 Prozent an das Projekt weiter. In Brasilien haben die Kunden so knapp zehn Millionen Bäume bisher geschützt (Stand: 2020). Für jeden Euro können 780 Quadratmeter Wald geschützt werden, so die Tomorrow-Webseite.
Dieter Niewierra von ClimatePartner bestätigt auf Anfrage die Zahlen, gibt aber zu bedenken, dass diese nicht das ganze Bild lieferten. Der Schutz der Bäume sei in Brasilien kompliziert, da man in Brasilien keine Waldflächen im eigentlichen Sinne kaufen könne, sondern das Besetzen eines Waldgebiets führe zum Besitz, was es Rodungsunternehmen leicht mache, an Bäume zu kommen. Mit einem Euro könne ClimatePartner deshalb über einen Zeitraum von 30 Jahren die 780 Quadratmeter Wald erhalten, vor Rodungsversuchen überwachen und den Menschen vor Ort so auch Arbeit als Waldschützer verschaffen.
Im kostenlosen Kontomodell kann der Nutzer drei Mal pro Monat kostenfrei weltweit abheben und zwei Unterkonten – Pockets genannt – erstellen. Beim Tomorrow Zero-Modell entfallen die Grenzen und mit dem Beitrag werde, so die Neobank, der durchschnittliche CO2-Fussabdruck eines Deutschen durch Spende an Klimaschutzbeiträge ausgeglichen. Zudem erhält man eine Bankkarte aus Holz. Laut eigenen Angaben hat Tomorrow bisher über 64 000 Kunden gewonnen. (ajo)