Existenzgründung

Hausärzte bleiben Einzelkämpfer

Entscheiden sich Hausärzte für die Niederlassung, so taten sie das im Zeitraum 2015/2016 immer noch mehrheitlich als Einzelkämpfer. Wie die aktuelle Existenzgründungsanalyse zeigt, ist aber auch Selbstständigkeit in Kooperationen eine beliebte Option.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Neugründung oder Übernahme? Auch dieser Frage müssen sich niederlassungswillige Ärzte stellen.

Neugründung oder Übernahme? Auch dieser Frage müssen sich niederlassungswillige Ärzte stellen.

© Coloures-pic / stock.adobe.com

DÜSSELDORF. Die Neugründung einer Einzelpraxis war im Zeitraum 2015/2016 nur für fünf Prozent der hausärztlichen Existenzgründer die Option der Wahl – obwohl sie mit einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 104.300 Euro die günstigste Variante der Niederlassung ist.

Das zeigt die aktuelle Analyse der Existenzgründungen unter den Ärzten, die jährlich von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) sowie dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) vorgelegt wird. In der Untersuchung für den Zeitraum 2015/16 wurden rund 700 hausärztliche Existenzgründungen unter die Lupe genommen.

Die Niederlassung in einer Einzelpraxis ist bei Ärzten die häufigste Form der Existenzgründung und gestaltet sich laut Analyse in der Regel durch die Übernahme einer bereits bestehenden Praxis.

2016 haben sich 54 Prozent der hausärztlichen Existenzgründer auf diese Weise niedergelassen. Für die Praxisübernahme mussten die Hausärzte im Schnitt 133.800 investieren – die höchste durchschnittliche Investitionen für eine Existenzgründung.

Zeichen stehen weiter auf Kooperation

Ähnlich wie im Jahr zuvor entschieden sich 41 Prozent der hausärztlichen Existenzgründer im vergangenen Jahr für die Selbstständigkeit in Kooperationen. Die Niederlassungsformen hier sind sehr vielfältig, ebenso die dafür benötigten Investitionen: Die günstigste Form war der Kauf und die Überführung einer Einzelpraxis in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) mit im Schnitt 105.400 Euro. Am teuersten hingegen war die Übernahme einer BAG zusammen mit anderen Partnern, für die hausärztliche Existenzgründer durchschnittlich 128.700 Euro stemmen mussten.

Größter Preisanstieg in Großstädten

Bei der Betrachtung des reinen Übernahmepreises für eine Einzelpraxis hat sich in Großstädten die stärkste Preissteigerung vollzogen. Hier mussten Hausärzte für das Übernahmeobjekt im Schnitt 100.100 Euro auf den Tisch legen – 27 Prozent mehr als noch zwei Jahre zuvor.

Eine ähnlich hohe Steigerung verzeichnet die Analyse für Praxen in Mittelstädten: Hier stieg der Übernahmepreis im Vergleichszeitraum von im Schnitt 69.300 Euro auf 92.100 Euro. Nahezu konstant blieben hingegen die Preise für eine Praxisübernahme mit 75.400 Euro in Kleinstädten (+ 700 Euro) sowie mit 68.100 Euro auf dem Land (+ 1200 Euro).

Der Übernahmepreis spiegelt noch nicht alle nötigen Investitionen bei einer Existenzgründung wider. Er umfasst den ideellen Wert, der unter anderem vom Patientenstamm, dem Image und der Lage der Praxis abhängt, sowie den materiellen Wert, der sich durch die sich bereits in der Arztpraxis befindlichen Einrichtungsgegenstände und dem medizintechnischen Equipment ergibt.

Hinzu kommen – je nach Zustand und Ausstattung der Räume – unterschiedlich hohe Kosten für Modernisierung, Einrichtung oder medizinisch-technische Ausstattung. Bei der Übernahme einer Einzelpraxis beispielsweise seien im Schnitt weitere Investitionen in Höhe von 43.800 Euro angefallen, heißt es in der Analyse.

Gegründet wird Anfang 40

Eine Trendwende deutet sich im aktuell betrachteten Zeitraum beim Durchschnittsalter bei der Niederlassung an: 42 Jahre waren die hausärztlichen Existenzgründer im Durchschnitt, ein Jahr jünger als im Zeitraum 2014/15. In den Jahren zuvor war das Durchschnittsalter kontinuierlich angestiegen, was auf längere Weiterbildungszeiten zurückgeführt wurde. Ob die jüngste Entwicklung tatsächlich eine Trendwende ist, lässt sich allerdings noch nicht sagen.

Wie bereits berichtet, zog es 2015/2016 mit 10,3 Prozent aller hausärztlichen Existenzgründer auf das platte Land – ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Grund zur Entwarnung gebe es aber nicht, kommentierte Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik der apoBank, die Entwicklung.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Prioritäten der Gründer

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